Erst als ihre Mutter die lebensrettende OP überstanden hatte, konnte sich Sofia Kourtesis wieder mit Freude ans Produzieren machen. "Auf einmal hörte sich Musik wieder wie eine Therapie an", erinnert sich die Wahlberlinerin aus Peru, die lateinamerikanische Rhythmen mit warmem House verbindet. Der Song "How Music Makes You Feel Better" fasst dieses Gefühl zusammen. Keinen anderen Song hat sie schneller produziert, er ist am Flughafen entstanden und strotzt nur so vor Erleichterung, Hoffnung und Euphorie. Dass Sofia Kourtesis wieder dahin zurückgefunden hat, verdankt sie dem Neurochirurgen Peter Vajkoczy.
Nachdem andere Ärzte die risikoreiche, kaum erfolgversprechende Operation ihrer an Krebs erkrankten Mutter abgelehnt hatten, nahm sie zu ihm Kontakt auf - über einem Songschnipsel via Social Media. Wenn er sich für ihre Mutter Zeit nähme, würde sie ihm den Song auf ihrem Album widmen. Er sagte zu.
Mütterliche Liebe und Kraft
Die Mutter von Sofia Kourtesis ist ihre beste Kritikerin, sagt die Produzentin und Sängerin. "Ich weiß, dass ein Lied gut ist, wenn sie sich bewegt und mitmacht. Und wenn sie nur 'Si, que bonito' sagt, dann weiß ich ganz genau, es gefällt ihr nicht." Aber mit dem Album sei ihre Mutter sehr glücklich, erzählt sie. "Madres" ist aber nicht nur für sie. Sofia Kourtesis hat es auch für alle anderen Mütter gemacht. Damit meint sie ganz genderbefreit ebenso alle gefühlten Mamas mit einer speziellen Verbundenheit zu einem anderen Menschen, egal ob biologisch verwandt oder gewählt: "Es geht um diese pure Liebe, die dir so viel Kraft geben kann, um alles zu verändern und Berge zu bewegen".
Hoffnung und Protest
Sofia Kourtesis singt auf dem Album über Beziehungen, Freundschaft und Zusammenhalt. Es geht aber auch darum, in Zeiten des Protests nicht die Hoffnung zu verlieren. Im Song "Estación Esperanza" sampelt sie neben Protestgesängen auch ihren Global-Pop-Helden Manu Chao. Sofia Kourtesis versucht in ihrer Musik auch immer eine politische Komponente einzubauen, weil sie es selbst zeitlich nicht mehr schaffe mit zu demonstrieren. Mit 17 verließ sie Lima, nachdem sie dabei erwischt wurde, wie sie ein Mädchen küsste und zu einer Konversionstherapie gezwungen wurde. Seit mehr als zehn Jahren lebt sie nun in Berlin.
Peruanisches Herz, deutscher Motor
In ihre House-Songs bringt Sofia Kourtesis Sounds aus ihrer Heimat Peru. Dafür legt sie etwa Percussions und field recordings vom Marktplatz über Synthflächen. Bei ihr trifft das peruanische Herz auf den deutschen Motor, fasst Sofia Kourtesis zusammen: "Einfach dieses präzise Weitermachen und nicht alles liegen zu lassen, das habe ich auch hier gelernt. Ich mische das. Ich glaube, das Herzliche kommt von da, aber ich brauche mein Zuhause hier in Deutschland, um es fertig zu kreieren". Am Ende liefert Sofia Kourtesis ein atmosphärisches, lebensfrohes Debüt. "Madres" spiegelt eine Zeit wider, in der Sofia Kourtesis nach einer Phase mentaler Herausforderungen ihre Lebensfreude zurückgewinnt. Ihr Debütalbum ist voller Persönlichkeit und Wärme und fühlt sich an, wie diese eine Umarmung, die die Nacht im Club noch schöner macht.