Y'akoto behandelt auf dem neuen Album einige ihrer Wunden: nicht dazuzugehören, tut weh. "Darin bestand die Herausforderung für mich, mein Leben lang. Und ich glaube, anstatt mich davon unterkriegen zu lassen, habe ich Musik gemacht. Und zwar Musik, die keiner wirklich einschätzen kann", sagt sie im Interview. Selbstbestimmung galt aber mal als verwerflich – gerade im Mittelalter, als Frauen dafür als Hexen verfolgt wurden. Damit kann sich Y'akoto identifizieren. Die deutsch-ghanaische Sängerin hat einen Entschluss gefasst: Sie lebt ihr Leben, wie sie will. So besingt sie sich und ihre Freiheit im Song "Dreambug".
Die Bedeutung von Accra
In der Pandemie wagt Y'akoto den Umzug nach Ghana. Auf "Part 4: The Witch" macht sich der Wandel bemerkbar. "In Hamburg war ich den Menschen nicht deutsch genug und in Accra bin ich den Leuten nicht ghanaisch genug… Das ist das, was du auf dem Album hörst. Deswegen lege ich mich auch nicht fest", sagt Y‘akoto dazu. Die letzte Anpassung, die es vielleicht noch an die weiße Dominanzgesellschaft in Deutschland gab, fällt weg. In Accra sprudeln alle Emotionen aus ihr heraus: Wut, Liebe, Lust und Selbstfindung. Im Song "Mad" singt Y'akoto zu soften Afrobeats über besessene Liebe. Geprägt von starker Emotionalität, Wut und Obsession. Für sie sind es diese extremen Gefühle, mit denen sie sich auseinandersetzen will.
Auch musikalisch ist die Bandbreite groß; Afrobeats, Soul, Rap und Hip-Hop. Y‘akoto springt zwischen Genres, Stimmlagen und Ländergrenzen. Aus dem Gefühl der fehlenden Zugehörigkeit entsteht bei ihr die Gabe zum "Shape-Shifting". Sie beansprucht nichts und probiert alles. Ihre vielen musikalischen Räume sind verbunden durch ihre ganz persönliche Magie. "Spell" ist ein Hip-Hop-Track, in dem Y'akoto eine geliebte Person verzaubert. Während andere Songs eher verspielte Reggaeton-Beats oder Afropop-Elemente haben. Diese Bandbreite verdankt sie ihrem Produzenten Nabeyin aus L.A., einem Grammy-nominierten, ghanaisch-amerikanischen Produzenten, der für Kanye West, Drake und Travis Scott gearbeitet hat. Y'akotos Ideen entstehen am Klavier in Accra. Das ist ein alter Aberglaube von ihr. Am Klavier muss der erste Schritt passieren. Dann folgt die Produktion in den USA und auch im UK.
Globale Feature-Gäste
Gäste wie der deutsch-amerikanische Rapper Juju Rogers, Rincon Sapencia aus Brasilien oder US-Rapper Reason tragen ihren Teil zum Album bei. Brasilien musste vertreten sein, sagt Y'akoto, weil eine ihrer größten Fanbases dort zu Hause ist. Ihre "Company", sagt sie. Um den brasilianischen Hörer*innen ihre Wertschätzung zu zeigen, fragte sie daher den einzigen brasilianischen Rapper in ihrer Playlist an. Und der sagte prompt zu. Rincon Sapencia rappt in "Lisa" über eine mysteriöse Frau mit starker Anziehungskraft.
Mit Juju Rogers singt Y'akoto eine Hommage an die Jugend. Auf "Spell" ist Y'akotos Lieblingsverse vom Rapper Reason zu hören: "Ich brauche Rap. Ich bin halt ein großer HipHop-Fan. Und war schon immer ein Hip-Hop-Fan", sagt sie lachend. "Es ist nur eine Frage der Zeit, bis ich ein HipHop-Album mache." Bis es allerdings zu diesem HipHop-Album kommt, begibt sich Y'akoto auf "Part 4: The Witch" in eine Welt der Mystik und der Unangepasstheit. Mit verspielten, romantischen Rhythmen und einer Prise Magie.