Der Friedensnobelpreis geht im Jahr 2023 an die iranische Menschenrechtsaktivistin Narges Mohammadi. Am 10. Dezember wird er in Oslo verliehen. Doch Narges Mohammadi wird nicht dabei sein. Sie sitzt in Evin im Norden der iranischen Hauptstadt Teheran im Gefängnis. Mohammadi wird "für ihren Kampf gegen die Unterdrückung der Frauen im Iran und ihren Kampf für die Förderung der Menschenrechte und der Freiheit für alle" ausgezeichnet.
In der gleichen Zelle wie Narges Mohammadi sitzt die Deutsch-Iranerin Nahid Taghavi. Der Gefängnis-Trakt der Frauen wird auch als "Universität" bezeichnet. Hier sitzen Irans kluge Köpfe, heißt es. Uni-Professor:innen, Journalist:innen und eben auch Menschenrechtsaktivist:innen wie Nahid Taghavi. Anfang der 1980er ist sie mit ihrer zwei Jahre alten Tochter, Mariam Claren, nach Deutschland geflohen.
Seit der Inhaftierung ihrer Mutter am 16. Oktober 2020 ist Mariam Claren selbst Aktivistin. Sie hat in dem Zusammenhang den Außenpolitik-Experten Norbert Röttgen kennengelernt und stimmt mit ihm überein: die deutsche Iran-Politik müsse sich grundlegend ändern. Die bisherige Strategie des Außenministeriums, egal unter welcher Regierungskonstellation, sei kontinuierlich zu vorsichtig und zurückhaltend ausgerichtet.
Röttgen beobachtet, dass die iranische Regierung Deutschland unter Druck setze. Unter anderem damit, dass sie deutsche Geiseln nehme. Seine Kritik an der geringen Reaktion Deutschlands auf die Menschenrechtsverbrechen stößt auf viel Resonanz in der iranischen Community.
Mariam Claren hat sich lange nicht besonders für die politische Situation in Iran interessiert – bis ihre Mutter am 16. Oktober 2020 dort verhaftet worden ist. Mariam Claren ist 1980 in Teheran geboren und fühlt sich in Köln zu Hause. Nach der Inhaftierung ihrer Mutter hat sie unter dem Hashtag #FreeNahid eine Kampagne zur Rettung politischer Gefangener in Iran gestartet. Außerdem hat sie ein politisches Patenschafts -Programm für politische Gefangene in Iran mitinitiiert. Über 400 Patenschaften auf Bundes, Landes und EU-Ebene konnten darüber bisher vermittelt werden.
Dr. Norbert Röttgen gilt als einer der beliebtesten Bundespolitiker in der deutsch-iranischen Community. Der Außenpolitik-Experte kritisiert an der deutschen Iran-Politik, dass sie immer beim gleichen Muster bleibe. Als CDU-Bundestagsabgeordneter hat er das Nuklear-Abkommen mit Iran 2016 als die beste von vielen schlechten Lösungen gehalten. Mittlerweile sieht er das anders. Röttgen ist Jurist und stammt aus dem Rheinland.