Jasmin Tabatabai, die 1967 in Teheran geboren ist, hat schon in ihrer Kindheit die patriarchalen Denkmuster der iranischen Gesellschaft zu spüren bekommen. Die Tochter einer Deutschen und eines Iraners ist zu Zeiten der diktatorischen, aber säkularen Monarchie aufgewachsen. Sie realisierte schon als Kind, dass Frauen in Teilen der iranischen Gesellschaft weniger Wertschätzung erfahren als Männer: "Sie haben zum Beispiel immer meine Mutter etwas bedauert, dass sie nur ein Kind hat. Meine Mutter hat aber vier Kinder: Sie hat drei Töchter und einen Sohn." Die Schauspielerin und Musikerin erinnert sich noch sehr lebhaft an die Zeit der Revolution und die damit einhergehenden harten Einschnitte für iranische Frauen. Ihre Familie verließ das Land nachdem die Mullahs 1979 an die Macht kamen. Tabatabai reiste noch bis zu ihrem 19. Lebensjahr in den Iran und erlebte dort die Repressionen, mit denen Frauen unter dem neuen Regime konfrontiert waren.
Die prominenteste Maßnahme des Mullah-Regimes: Der Schleierzwang. Doch darüber hinaus werden Frauen in Iran auch systematisch vor Gericht benachteiligt. Zum Beispiel in Fragen des Erbrechts, Scheidungsrechts oder Sorgerechts. Dabei gilt grundsätzlich, dass die Aussagen einer Frau vor Gericht nur halb so viel wert sind, wie die eines Mannes. Ein Aspekt, mit dem sich Regisseurin Steffi Niederzoll in ihrer Arbeit für den Film "Sieben Winter in Teheran" intensiv befasst hat. Der Film erzählt die Geschichte von Reyhaneh Jabbari, die nach sieben Jahren Haft hingerichtet wurde. Ihr Vergehen: Sie hatte in Notwehr einen Mann niedergestochen, der sie vergewaltigen wollte. Ihr Fall zeigt, wie frauenfeindlich die Gesetze in Iran sind, wie auch insgesamt das Regime auf die Entrechtung und Unterdrückung der Frauen aufgebaut ist.
Fälle wie der von Reyhaneh Jabbari sind der Grund, weshalb Schauspielerin Jasmin Tabatabai im Gespräch mit "Iran im Herzen" betont, dass es bei der Frau-Leben-Freiheit-Bewegung um sehr viel mehr geht, als die Abschaffung des Schleierzwangs.
Frauen, wie die Friedensnobelpreisträgerin Narges Mohammadi, die sich aus dem Gefängnis heraus immer noch gegen die Todesstrafe, gegen Folter und für Frauenrechte einsetzt. In diesem Zusammenhang wünscht sich die Regisseurin Steffi Niederzoll mehr Solidarität aus Deutschland.
Mehr Protest könnte laut Niederzoll auch dazu führen, dass deutsche Unternehmen ihre Handelsbeziehungen zu Iran einschränken oder kappen. Deutschland ist in Europa immer noch Irans stärkster Wirtschaftspartner. Auch die Bundesregierung könnte laut Schauspielerin Jasmin Tabatabai mehr tun, um sich im Sinne der feministischen Außenpolitik hinter die Frau-Leben-Freiheit-Bewegung zu stellen.
Jasmin Tabatabai wurde 1967 in Teheran als Tochter einer Deutschen und eines Iraners geboren. Ihre Eltern lernten sich auf dem Münchner Oktoberfest kennen. Zwei Jahre später heirateten sie und zogen in den Iran, wo Tabatabai die ersten 12 Jahre ihrer Kindheit verbrachte. Ihre Familie verließ 1979 nach der Islamischen Revolution den Iran. Bis zu ihrem 19. Lebensjahr bereiste Tabatabai den Iran regelmäßig. Seitdem verfolgt sie die politische Lage im Land von Deutschland aus und engagiert sich seit Beginn der Frau-Leben-Freiheit-Bewegung noch stärker für Frauen- und Menschenrechte. So organisiert die Schauspielerin und Sängerin Solidaritätsveranstaltung und macht öffentlich auf die Lage in Iran aufmerksam.
Steffi Niederzoll hat seit 2017 am Dokumentarfilm "Sieben Winter in Teheran" gearbeitet. Bis zur Filmpremiere bei der Berlinale 2023 musste das Filmprojekt streng geheim gehalten werden. Denn die Doku erzählt die Geschichte einer Frau, die über den Iran hinaus für ihren Kampf um einen fairen Prozess und gegen die Todesstrafe berühmt wurde. Reyhaneh Jabbari wurde im Alter von 19 Jahren zu Tode verurteilt, nachdem sie in Notwehr einen Mann erstochen hat, der sie vergewaltigen wollte. Für den Film hat die Regisseurin eng mit der Mutter von Reyhaneh Jabbari, Shole Pakravan, zusamengearbeitet. Der Film behandelt nicht nur die persönliche Geschichte von Jabbari, sondern auch die systematische Benachteiligung von Frauen vor iranischen Gerichten und in der Gesellschaft.