Kebab, Safran und Rosenwasser - Wie iranisches Soulfood Kraft spendet

Stand: 06.12.2024, 00:00 Uhr

Die iranische Küche zeigt, dass Iran mit seiner reichen Geschichte und Kulinarik mehr ist als der Staatsterror des Regimes. Aber Reis, frische Kräuter und bunte Gewürze sind nicht nur Kulturvermittler. Für Moderatorin Nina Moghaddam und Comedian Masud Akbarzadeh sind damit vor allem Kindheitserinnerungen verbunden und iranische Gerichte prägen ihre kulturelle Identität. 

Soulfood und Identität - mit Nina Moghaddam und Masud Akbarzadeh COSMO Iran im Herzen 06.12.2024 01:06:53 Std. Verfügbar bis 19.11.2035 COSMO Von Shanli Anwar

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Er lebt vegan, sie kann Lactose und Gluten nicht vertragen. So gesehen sind Masud und Nina keine einfachen Gäste, wenn es um iranisches Essen geht. Aber beiden liegen die Gerichte aus Iran am Herzen. Vor allem, wenn sie von ihren Müttern zubereitet werden. 

"Essen ist immer ein Ankerpunkt, wie halt Musik, an der du dich noch erinnerst, weil es zu deiner Kultur gehört. Wenn ich darüber nachdenke, wie meine Mutter beim Kochen immer Googoosh gesungen hat, und ich dachte als Kind: Meine Mutter kann richtig gut singen. Später habe ich gemerkt: Nein. Aber für mich als Kind war das einfach nur meine Mutter, die tanzt durch die Küche und kocht. Für mich war das mein Leben." Comedian Masud Akbarzadeh

In "Iran im Herzen" erzählen die beiden im Gespräch mit Host Shanli Anwar von ihrem Lieblingsessen: Masud schwärmt von Khoreshte Gheymeh Bademjoon: einem Linsen-Auberginen-Schmorgericht auf Basmati-Safran-Reis. Nina liebt Lubia Polo: Ein Gericht mit Hackfleisch, grünen Brechbohnen, Basmati-Reis und einem Hauch Zimt. Es geht auch darum, wie solche Gerichte Kraft spenden, gerade wenn wieder schwere Nachrichten aus Iran kommen. Das Essen und die Zutaten sind auch wie ein Fenster zur iranischen Identität.

"Wenn Verwandtschaft oder Bekannte aus dem Iran kommen und der Koffer sich öffnet, dann bringen sie Berberitzen, Kräuter und wirklich alles mit. Dieser Geruch ist wie eine Zeitreise. Das ist kurz, als wärst du da. So ist es auch, wenn es nach iranischem Essen duftet oder im Restaurant iranische Musik läuft. Das berührt ganz, ganz tief die Seele.” Moderatorin Nina Moghaddam

Darüber hinaus wird die Frage geklärt, ob der Shiraz Wein, der wie die berühmte Stadt im Süden des Landes heißt, auch eine Verbindung zu dem Ort hat. Eine Reportage taucht ein in einen Kochkurs der Zwillingsschwestern Sahar und Forough Sodoudi. Seit 2019 haben sich die beiden gegen eine akademische Laufbahn entschieden und bringen in Berlin die iranische Kochkunst vor allem Deutschen näher, beim "Dr & Dr Middle Eastern Culture and Food Lab”. Essen als Kulturvermittler, dieses Prinzip findet auch die prominente Frauenrechtsaktivistin Masih Alinejad wichtig.

"Ich wünsche mir, dass die Welt Iran durch seine berühmten Gerichte, seine Kultur, seine Poesie, seine Musik und seinen Gesang kennenlernt. Womit wird Iran stattdessen assoziiert? Mit Terrorismus, mit Atomwaffen, mit Attentaten, die vom Regime verübt werden, mit Mord und Folter. Und deshalb finde ich: Jemand, der kocht oder ein Restaurant hat, kann ein echter Botschafter für die iranische Kultur sein.” Aktivistin und Journalistin Masih Alinejad

Shownotes zur Sendung

01:00 - Moderatorin Nina Moghadam

01:30 - Comedian Masud Akbarzadeh

12:00 - "Iran im Herzen"-Folge mit Unternehmerin Madeleine Alizadeh (DariaDaria) und Psychotherapeutin Yasaman Soltani über den Druck des Regimes auf die Psyche, und auch das natürliche Antidepressivum Safran

33:50 - "Iran im Herzen"-Folge mit Journalistin Natalie Amiri und Entertainer Michel Abdollahi reden auch über die Doppelmoral der Islamischen Republik, wenn trotz Alkoholverbots wichtige Regime-Mitglieder in ihren Restaurants Rotwein ausschenken. 

44:00 - Aktivistin und Journalistin Masih Alinejad

57:00 - Kochbuch-Autorinnen Sahar und Forough Sodoudi

Nina Moghaddam kam in Madrid auf die Welt und ist in Köln aufgewachsen. Seit Anfang 2024 ist sie WDR-Lokalzeit-Moderatorin in Bielefeld. Nina hat sich schon 2009 bei den Protesten der Grünen Bewegung zur umstrittenen Wiederwahl von Präsident Ahmadinejad öffentlich kritisch gegenüber der Islamischen Republik geäußert und ist seitdem nicht mehr hingereist. Seit Beginn der Frau-Leben-Freiheit-Bewegung im Herbst 2022 versucht Nina immer wieder in Deutschland Aufmerksamkeit für die Menschenrechtsverletzungen in Iran zu schaffen. 

Masud Akbarzadeh ist als Kind iranischer Linker, die aus politischen Gründen den Iran verlassen mussten, nach einem Zwischenaufenthalt in der ehemaligen Sowjetunion, in Berlin aufgewachsen. Er ist in Deutschland Stand-up-Comedian der ersten Stunde. Zwei Jahre hat er Regie und Schauspiel in Kalifornien studiert. Masud war seit Beginn der Frau-Leben-Freiheit-Bewegung auf Demonstrationen in Deutschland und hat sich im Netz solidarisiert: "Wir sind nicht die Stimme für jene, die für den Aufruf nach Grundrechten ihr Leben riskieren. Wir sind das bescheidene Echo. Ein Echo, das die Sicherheit hat, nicht getötet zu werden."