Wien im Sommer bei Nacht. Ich-Erzählerin Maja und ihre erwachsene Nichte begegnen auf dem Nachhauseweg einem Pferd. Ein Fiakergaul, entlaufen vermutlich, ziemlich heruntergekommen. Fortan sind sie zu dritt im Vorstadthaus. Stute Isidora wohnt im Garten, den sie zunehmend zertrampelt. Sichtschutz vor den Nachbarinnen bietet eine große Hecke, die jedoch (durch ständiges Anknabbern) immer löchriger wird. Und das gilt auch für das Gesamtkonstrukt: denn Ahnung von Pferdehaltung haben die beiden nicht und während Heu und Dreck langsam das Vorstadthaus erobern, passieren merkwürdige Dinge in der Stadt.
Hühner, Schweine, Laborratten, sogar Insekten im Zoo-Terrarium suchen die Freiheit. Gehen die Tiere in den Streik? Und kann MOrPH, eine Compagnie junger Aktivistinnen und Aktivisten, die Tiere vielleicht sogar in punkto Arbeitskampf und Freiheitsbewegung unterweisen? Oder ist auch das eher wieder eine Unterwerfung? "Man wird so schnell zur Tierquälerin" resümiert Maja, der inzwischen noch ein Hund zugelaufen ist und eigentlich auch die Nachbarskatze.
Im Nachbarhaus der betuchten Kargls finden sich unerwartet Komplizinnen, die im wahrsten Sinn zum Pferde stehlen taugen. Die Nichte schließt sich der Aktivisten-Compagnie an, die den Generalstreik aller (Art)Genossen fordert und sich etwas ungelenk im Wald radikalisiert (in Kargls Jagdhütte). Aber wohin führt dieser traumhafte Pfad der allgemeinen Arbeitsverweigerung?
Die Grenzen zwischen Tier und Mensch, zwischen Traum und Wirklichkeit zerfließen zunehmend. Getragen wird all das von einer Erzählhaltung, die auch Raum für Bissigkeiten und Pragmatisches findet. Jana Volkmann schafft Bilder, die mitunter wie aus der Zeit gefallen wirken und gerade so schief im Raum hängen, dass man aus dem Staunen nicht herauskommt und das ganze Ensemble einfach mögen muss.
Eine Rezension von Marija Bakker
Literaturangaben:
Jana Volkmann: Der beste Tag seit langem
Residenz Verlag, 2024
256 Seiten, 26 Euro