"Ich war das einzige jüdische Kind in der Klasse, und das war im nationalsozialistischen Deutschland kein Vergnügen", sagt der Schriftsteller Edgar Hilsenrath, der am morgigen 3. April 90 Jahre alt wird. In Leipzig geboren, wuchs Hilsenrath jedoch im nahen Halle an der Saale auf: "Besonders unsere Schule war eine Hochburg antisemitischer Hetzpropaganda. Trotzdem hatte ich Freunde in der Klasse." 1938 verließ Edgar Hilsenrath mit seiner Mutter Halle und zog ins vermeintlich sicherere Rumänien, wo der Großvater ein Gut besaß – die Sicherheit währte nicht lang, die Faschisten bemächtigten sich auch des Balkans, Hilsenrath kam ins jüdische Ghetto in der Ukraine, das 1944 durch russische Truppen befreit wurde. Unter abenteuerlichen Umständen schlug er sich über Ungarn, die Türkei und Syrien nach Palästina durch. 1951 wanderte er in die USA aus, wo er mit dem Schreiben begann. In Deutschland stießen Hilsenraths Romane besonders bei Literaturkritik und Publikum auf großen Zuspruch, nachdem der Schriftsteller 1975 nach Berlin übergesiedelt war.
Rerdaktion: Mark vom Hofe