Erica Fischer, Bestsellerautorin und Feministin

01. Januar 1943: Im englischen Exil der Eltern kommt Erica Fischer zur Welt. Die ersten Lebensjahre stehen im Schatten einer entwurzelten Familie, die gegen den Willen der jüdischen Mutter 1948 nach Wien zurückkehrt. Erica Fischer besucht die Schule und studiert später am Dolmetsch-Institut der Universität Wien. Die Eltern denken modern, sind säkular, können jedoch Erica und ihrem jüngeren Bruder keine Geborgenheit geben. Dennoch oder gerade deshalb gelingt der Autorin der Sprung in die Freiheit. 

Mit 26 Jahren bricht die junge Frau aus der familiären Enge aus, stürzt sich ins Leben und wird 1972 zur Mitbegründerin der autonomen Frauenbewegung in Österreich und eine gefeierte Autorin. Ihr Buch "Aimée und Jaguar" wird 1999 verfilmt, erhält den silbernen Bären und eine Golden-Globe-Nominierung, ihr Buch wird zum Weltbestseller.

Seit 1988 lebt sie nun in Deutschland, seit 1994 in Berlin. Auf den Spuren ihrer jüdischen Herkunft befasst sich Erica Fischer auch mit dem Nahost-Konflikt. Der Ekel vor rassistischen Entwertungen von Menschengruppen ist von Anfang an in ihre DNA eingeschrieben. Und auch der Ekel vor jeder Form von Diskriminierung, insbesondere jener, die sich gegen ihr eigenes Geschlecht richtet. Der tiefgreifende Einfluss der Frauenbewegung auf ihre persönliche Entwicklung steht stellvertretend für Millionen Frauen ihrer Generation. Immer noch kämpft Erica Fischer gegen Diskriminierung und Rassismus.

Die Ikone des österreichischen Feminismus sagt, dass der Feminismus heute vor ganz neuen Aufgaben stehe. "Rassismus, Klima, Transgender - es ist wichtig, dass wir nicht mehr nur die Mann-Frau-Polarität im Blick haben." Immer angriffslustig, aber auch ein Stück gelassen, so begegnet Erica Fischer der Welt heute mit 80 Jahren.

Redaktion: Matti Hesse