Was er unbedingt noch machen möchte ist, ein kleines jüdisches Museum in Attendorn einzurichten. Darin will er alle seine gesammelten Unterlagen, Artefakte, Dokumente und Erinnerungsstücke unterbringen, damit sich auch die kommende Generationen in Attendorn, immer an die Zeit der Judenverfolgung in ihrer Stadt erinnern.
Hartmut Hosenfeld wurde in Lüdenscheid geboren und ist in Bochum aufgewachsen und zur Schule gegangen. In Dortmund studierte er unter anderem evangelische Religionswissenschaft auf Lehramt. Er arbeite zuerst als Volksschullehrer, bevor er in Attendorn Schulleiter der Sonderschule wurde.
Mitte der 70er Jahre unterrichtete er dort eine 9.Klasse, der er als Hausarbeit stellte: "Fragt mal Oma und Opa, wie das mit der Judenverfolgung in Attendorn war." Am nächsten Tag kam die ernüchternde Antwort der Jugendlichen: "Oma und Opa und unsere Eltern sagen, dass es eine Judenverfolgung in Attendorn nicht gegeben hat." Seit diesem Tag, sah ihn seine Frau nur noch selten zuhause.
Hartmut Hosenfeld verbrachte nach der Schule, mehrere Stunden am Tag im Attendorner Stadtarchiv. Er fand heraus, dass es in der Sauerländer Hansestadt, mehrere Kaufhäuser von jüdischen Familien gegeben hatte. Es gab einen jüdischen stellvertretenden Bürgermeister, die Juden waren in der Leitung des SGV und des Schützenvereines, Spender des ersten Röntgengerätes im heimischen Krankenhaus -kurz, sie gehörten einmal zu Attendorn, wie der Sauerländer Dom. In der Pogromnacht wurden ihre Kaufhäuser von SA-Truppen zerstört. Viele Sauerländer Juden wurden von Nazis ermordet, einige konnten fliehen und auswandern.
Die Bücher von Hartmut Hosenfeld bewirkten bei den Attendornern eine einzigartige Aufarbeitung ihrer Geschichte. Tatsächlich hätte man in der Sauerländer Hansestadt diesen Teil der Geschichte lieber vergessen. Dank Hosenfeld wurde sie aber sehr intensiv aufgearbeitet, bis hin zu hohen Wiedergutmachungszahlungen an die Nachfahren der Familien. Der jüdische Friedhof in Attendorn ist nicht zuletzt deshalb ein echtes Schmuckstück, weil Hartmut Hosenfeld unermüdlich darum gekämpft hat.
2021 hat er das Verdienstkreuz am Bande für sein Lebenswerk bekommen und hat lange überlegt, ob er es überhaupt annehmen soll. Doch dann hat er die Gelegenheit ergriffen und bei der Übergabe gesagt "Hosenfeld has a dream! Ich möchte, dass alles was ich über die jüdische Geschichte gesammelt habe, in einem kleinen Museum in Attendorn ausgestellt wird. Das ist mein Traum, an dessen Verwirklichung ich gerne noch aktiv mitarbeiten möchte."
Redaktion: Matti Hesse