Drei Berufe standen zur Wahl: Verkäuferin, Friseuse, oder ins Büro. Irm Hermann, jüngstes Kind ihrer Familie, 1942 in München geboren und in wenigen Tagen 75 Jahre alt, entschied sich für den Schreibtisch. Jedes Wochenende ging sie mit ihrem Vater ins Kino, und an den öden Werktagen träumte sie sich in die Geschichten hinein, die sie auf der Leinwand gesehen hatte: Sie wollte sein wie die Frauen im Film. Eine Freundin nahm sie mit zu einer Lesung. Ein junger Mann, der eine Zigarette nach der anderen rauchte, las vor. Sie wechselten ein paar Worte, und wenige Wochen später bekam sie einen Anruf: Ob sie nicht in einem Kurzfilm mitmachen wolle, ließ Rainer Werner Fassbinder anfragen. Ich kann das doch gar nicht, hat sie gesagt. Er hat sie dann überzeugt, und es begann eine intensive Zusammenarbeit. Fürs Büro war bald keine Zeit mehr. Mit 35 Jahren hat Irm Hermann einen anderen Mann kennen gelernt, zwei Söhne bekommen, ihr Leben in andere Bahnen gelenkt. Heute lebt sie in Berlin, spielt Theater, arbeitet für Hörfunk und Fernsehen. Gerissen, sagt sie, habe sie sich nie um etwas: "Ich wurde immer gefunden."
Redaktion: Mark vom Hofe