Das Hörspiel steht zum Download zur Verfügung.
Tabuthema psychische Krankheit - eine Spurensuche
Sommer 1969 in der "Jupp-Kolonie", eine Zechensiedlung in Duisburg-Hamborn. Karlheinz Koineggs Vater ist 36 Jahre alt, sensibel, belesen, intellektuell interessiert - und an Schizophrenie erkrankt, die seinerzeit noch wenig erforscht ist. Nach mehrfachen Aufenthalten in der Psychiatrie hat er zunehmend den Kontakt zu Alltag und Familie verloren. Der junge Stahlarbeiter öffnet in der Küche seiner Wohnung ein Fläschchen mit dem Unkrautvernichtungsmittel E 605. Im Wohnzimmer spielt sein 9-jähriger Sohn leise auf dem Fußboden, um den Vater bei der Mittagsruhe nicht zu stören. Stunden später wird der Junge seinen Vater auf dem Bett im Kinderzimmer finden.
Fast 50 Jahre später besucht Karlheinz Koinegg die Menschen, die dieser Tod seither begleitet, mit einem Aufnahmegerät. Er will Worte finden, wo es nur Schweigen gab - und macht sich auf Spurensuche in der Vergangenheit seines Vaters Johann Koinegg. Daraus ist ein Hörspiel geworden, das nicht nur eine typische Nachkriegsgeschichte erzählt. Es ist auch eine Geschichte des Arbeiter-Milieus der 1960er Jahre, des Ruhrgebiets und des Umgangs mit psychischer Krankheit - eine Auseinandersetzung mit ihrer Tabuisierung und der Ratlosigkeit darüber.