Welche existenziellen Fragen stehen in der Lebensmitte an?

Eine Hochebene der Blüte – oder ein Tal der Tränen? Die Jahre der Mitte des Lebens werden ziemlich unterschiedlich wahrgenommen. Dabei ist das ja eine Phase, die einen großen Teil des Lebens einnimmt. Und in der sich ein paar grundlegende und existentielle Fragen stellen.

Die Lebenszufriedenheit, das zeigen Studien, ist vorher und nachher besser. Und so eine Midlifecrisis ist auch nicht ohne; nicht nur bei Männern. Andererseits ist die Mitte des Lebens möglicherweise eine Blütezeit, in der man mit etwas Glück aus dem Vollen schöpfen kann: Schon etabliert und gesichert, aber noch offen für Neues. Dann zumindest, wenn man nicht Tag und Nacht darum kämpfen muss, den Laden zusammen und den Kopf oben zu halten. Dabei kann immerhin die Stabilität helfen, die sich – hoffentlich – in der Mitte des Lebens eingestellt hat.

Porträtfoto von Barbara Bleisch | Bildquelle: Mirjam Kluka

Also: Die Voraussetzungen fürs Dasein in der Mitte des Lebens sind höchst unterschiedlich, abhängig von persönlichen und sozialen Kontexten. Jenseits aller Unterschiede, stellen sich allerdings vielen Menschen ähnliche Fragen: Wie sind wir dort gelandet, wo wir jetzt stehen? Hätte es Alternativen gegeben? Stimmt uns das zufrieden, was wir haben, wie können wir es vielleicht noch besser gestalten? Oder ist es Zeit, nicht nur Bilanz zu ziehen, sondern möglicherweise nochmal völlig andere Wege zu gehen?

"In der Blütezeit unseres Lebens, in unseren besten Jahren, sind wir im Vollbesitz unserer Kräfte und danach verblühen wir so langsam", so beschreibt die Philosophin Barbara Bleich das Unausweichliche der Mitte des Lebens: der Blick auf die Endlichkeit wird deutlicher. Schwierig, aber nicht notwendig ein Tal der Tränen: "Ich denke bei der Lebensmitte eher an ein Hochplateau: einen Ort, von dem aus wir bereits einen Großteil unseres gelebten Lebens überblicken. Im besten Fall haben wir einiges gelernt, haben uns vom Leben prägen lassen und verfügen über Lebenserfahrung", sagt Barbara Bleisch. Die Endlichkeit wäre so gesehen wie ein Brennglas, in dem das Wesentliche deutlicher sichtbar wird: "Das heißt, es geht darum, jetzt zu fragen, was möchte ich wirklich tun und wofür schlägt mein Herz?"

Was ist gut in der Mitte des Lebens, was eher schwierig? Brauchen wir eine Philosophie der Lebensmitte? Wie empfinden Sie Ihre Mitte des Lebens?

Hörer:innen können mitdiskutieren unter 0800 5678 555 oder per Mail unter philo@wdr.de.

Redaktion: Gundi Große

Literaturhinweis: Barbara Bleisch: Mitte des Lebens: Eine Philosophie der besten Jahre. Hanser Verlag, 2024.

Unser Podcast-Tipp: Das wahre Leben - der Nachtcafé Podcast. Michael Steinbrecher nimmt uns mit auf die Lebensreise seiner Gäste. Jederzeit verfügbar in der App, der ARD Audiothek und überall, wo es Podcasts gibt: https://1.ard.de/nachtcafe_podcast_cp

Barbara Bleisch: Wie wir die Lebensmitte erleben WDR 5 Das philosophische Radio 09.09.2024 55:15 Min. Verfügbar bis 09.09.2025 WDR 5

Download