Der Mensch ist nicht "die Krone der Schöpfung" und noch nicht einmal das Ergebnis einer zielgerichteten Entwicklung, sondern das Ergebnis einer anonymen und nicht bewusst gesteuerten Prozesses, der auf zufälliger Mutation und der Selektion der fittesten Spezies beruht, so die Erkenntnisse der Evolutionstheorie.
Monotheistische und insbesondere christliche Auffassungen von Schöpfungen gehen demgegenüber davon aus, dass der Mensch sein Existenz einer personalen Instanz verdankt – und dass er eine Art Beziehung zu dieser Instanz entwickeln kann. Lässt sich die Annahme eines den Menschen zugewandten Schöpfers mit der Annahme, dass alles Leben auf Zufall und Selektion beruht, vereinen? Religionskritiker haben schon das Ende der Religionen eingeläutet; zumindest stehen viele grundlegende Fragen an den Glauben im Raum. Vertreter der Evolutionären Anthropologie untersuchen nun die Naturgeschichte des Menschen; sie erforschen, warum der Mensch mit seinen Fähigkeiten im Tierreich so herausragt. Dabei zeigt sich – unter anderem in Experimenten mit Menschenaffen – dass die Kooperationsfähigkeit eine zentrale Rolle für die Evolution des Menschen spielt, also ein Sinn für Fairness, für Sozialität, für Sprachlichkeit. Was bedeutet das für den evolutionären Sinn von Religiosität?
Werden Religionen durch die Erkenntnisse der Evolutionstheorie widerlegt? Welche Bedeutung hat Religion in einer Zeit, die von der Wissenschaft geprägt ist? Was machen naturwissenschaftliche Erkenntnisse mit Ihrem Glauben?
Redaktion: Gundi Große
Literaturhinweis: Martin Breul: Schöpfung. Verlag Brill Schöningh/UTB, 2023.