Auf den ersten Blick scheint es ja im Moment eine Frage der Rationalität, mit der Zuversicht sparsam hauszuhalten: Kriege, Krisen, der Klimawandel, der Populismus, der Kampf um die Demokratie – es gibt viele Brandherde, und bei jedem Einzelnen scheint der Ausgang ungewiss. Da kann einem schon mal apokalyptisch zumute sein, denn es scheint, als sei der neuzeitliche Traum von einem Leben in Freiheit und Selbstbestimmung ausgeträumt.
Wie kann man damit umgehen? Die Schriftstellerin und Philosophin Thea Dorn setzt diesem Impuls einen "radikalen Gedanken", wie sie sagt, entgegen: "Rational begründete Zuversicht allein reicht niemals. Grundsätzliche, robuste Zuversicht ist letztlich immer unbegründet, sie ist eine Frage der Haltung, der Einstellung, dessen Willens." Und der einfachste Weg zur Zuversicht sei, sich selbst klar zu machen, dass die oftmals apokalyptischen Gegenwartsdiagnosen nichts anderes sind als Schwarzmalerei.
Es geht also um eine Form der Zuversicht, die nicht rational begründet ist, die nicht nur von Zahlen, Tabellen und Prognosen flankiert wird – sondern um eine, die man früher beispielsweise mit dem Wort "Gottvertrauen" bezeichnet hat. Der Theologe Dietrich Bonhoeffer nannte sie eine "Lebenskraft"; der marxistische Philosoph Antonio Gramsci sprach vom "Pessimismus des Verstandes, Optimismus des Willens". Und der Philosoph Karl Popper, immerhin Begründer des Kritischen Rationalismus, kam am Ende seines Lebens sogar zu dem Schluss "Optimismus ist Pflicht!". Wie passt das zusammen?
Braucht es eine Portion Optimismus, um gut durchs Leben gehen zu können? Oder ist zu viel Optimismus angesichts der Lage fast schon ein wenig naiv? Wie bewahren Sie Ihre Zuversicht?
Hörer:innen können mitdiskutieren unter 0800 5678 555 oder per Mail unter philo@wdr.de.
Redaktion: Gundi Große