Der ersten buddhistischen Vereinigung in Deutschland lag alles Esoterische dagegen denkbar fern. Der Indologe Karl Seidenstücker, der vor 110 Jahren in Leipzig den „Buddhistischen Missionsverein“ gründete, war ein Vernunftmensch durch und durch.
Die strengen Dogmen des Christentums, die man nur glauben, nicht aber überprüfen konnte, waren ihm ein Graus. Im Buddhismus dagegen, schrieb er, sei eine "Versöhnung zwischen Wissenschaft, Philosophie und Religion möglich". Schließlich gründeten die Lehren Buddhas auf Selbsterfahrung - und was sei dies anderes als die empirische Überprüfbarkeit aller Erkenntnis, die die modernen Naturwissenschaften gerade propagierten?
"Komm und sieh selbst" wurde der Wahlspruch dieser jungen religiösen Bewegung: eine Buddhismus-Interpretation mit Folgen.
Redaktion Michael Rüger