Eine "Geschichte der öffentlichen Seele unter Wilhelm II." hatte Heinrich Mann seine 1914 beendete, bitterböse Satire auf den autoritätsgläubigen Spießbürger genannt, den Durchschnittsdeutschen, der nach oben buckelt und nach unten tritt.
Als Wolfgang Staudte den Roman 1951 für die DEFA verfilmte, unterließ er jedoch allzu konkrete zeithistorische Anspielungen auf den Wilhelminismus. Denn Staudte interessierten weniger die Zeitläufte um 1900, als ganz allgemein die Strukturen von Macht und (Doppel-)Moral, ihre private und öffentliche Inszenierung in militaristischen und nationalistischen Gesellschaften vom Kaiserreich bis zum Nationalsozialismus und hinein in die Nachkriegsgegenwart.
In der BRD, die in den 1950er Jahren heftig über die Wiederbewaffnung stritt, war Staudte deshalb als ein "pazifistischer Wirrkopf" verschrien, die öffentliche Aufführung seines "Untertans" bis 1957 verboten. In der DDR, den Mythos vom besseren, antifaschistischen Deutschland pflegend, lief der Film dagegen jedes Jahr im Fernsehen, und war Pflichtprogramm an den Schulen.
Redaktion: Hildegard Schulte