ZeitZeichen

23.12.1789 - Todestag von Charles Michel de l'Epée

Stand: 07.03.2016, 16:46 Uhr

Fast jeder von uns ist imstande, einem Blinden über die Straße zu helfen. Die meisten können einem Rollstuhlfahrer die Tür aufhalten. Aber wer vermag einem Gehörlosen den Weg zum Bahnhof zu erklären?

Von Uwe Schulz

International sind zwar nur Englisch und Chinesisch, vielleicht noch Hindi, weiter verbreitet als die Gebärdensprache. Sie ist in Deutschland jedoch in der Regel nur jenen geläufig, die regelmäßig Kontakt zur Gemeinschaft der etwa 80.000 Gehörlosen haben.

Erst seit gut zwölf Jahren ist die Deutsche Gebärdensprache - eine von weltweit mehr als 200 Varianten - rechtlich als eigenständige Sprache anerkannt; viele halten sie noch heute für Pantomime, mit der abstrakte Zusammenhänge nicht auszudrücken wären.

Dabei hat schon im 18. Jahrhundert der Jurist und Theologe Charles Michel Lespée Ausdrucksstärke und -tiefe der Gebärdensprache zunächst für sich entdeckt und dann schnell das Bewusstsein dafür zunächst in Frankreich und bald in ganz Europa geweckt und gepflegt. Von seiner Priesterweihe an als Abbé de L'Epée (Abt des Schwertes) karitativ tätig, erkennt er mit Ende 40, dass "jeder Taubstumme schon eine Sprache hat, die ihm vertraut ist: Die Sprache der Zeichen", und entwickelt ein Konzept, diese nach einheitlichen Regeln zu lehren.

Der Abbé gründet die weltweit erste Schule für Gehörlose und gilt damit als Pionier der Gehörlosenpädagogik.

Redaktion: Michael Rüger