Tatsächlich war Ralph Vaughan Williams in England bis zu seinem Tod eine allseits akzeptierte Autorität: Ein umgänglicher, aber prinzipientreuer Gentleman, ein politisch links engagierter Humanist und ein Komponist, der die Sprache seiner Landsleute sprach - und die konnte bei allem Traditionsbewusstsein auch mal kraftvoll und unwirsch sein.
Seine neun Sinfonien huldigen der Natur, der Großstadt London und sogar der Antarktis, in Opern und Liedern vertonte Vaughan Williams vor allem Britisches - weshalb er auf dem Kontinent eher selten gespielt wird.
Er mag es selbst geahnt haben: "Wer braucht englische Musik?" überschrieb er im Jahr 1912 einen Artikel, der die Kernfrage nach der eigenen Identität stellt. Seine Antworten füllten ein langes Künstlerleben.
Redaktion Michael Rüger