"Stets sieht er freundlich, liebenswürdig und gut gelaunt aus. Man meint geradezu, es sei ihm beständig ums Lachen", so charakterisiert Erasmus von Rotterdam seinen guten Freund Thomas Morus. Aber ein "Narr oder Hanswurst" sei er keineswegs. Nein, Thomas More war ein ernst zu nehmender Denker. Einer Marotte der Humanisten folgend, latinisiert er später seinen Namen zu "Morus".
Familienvater mit der Pfauenfeder
Geboren wurde Thomas wahrscheinlich am 7. Februar 1478 in London. Sicher verbürgt ist: Sein Vater ist Richter und drängt den Sohn ebenfalls zur juristischen Laufbahn. Davor jedoch gönnt sich More in Oxford einen bunten Studienmix: Griechisch, antike Literatur, Latein, Philosophie. So arbeitet er später als Richter mit einem weiten Bildungshorizont und genießt den Ruf, fair und unbestechlich zu sein.
Als Familienvater - Morus heiratet zweimal, hat vier leibliche und mehrere Adoptiv- und Pflegekinder - übt er eine gewaltfreie Erziehung aus. "Mein Schlagstock war eher eine Pfauenfeder", sagt er über sich. Töchter und Söhne erhalten die gleiche Bildung! Morus selbst unterrichtet sie in Latein, Griechisch, Algebra, Logik, Astronomie und Rhetorik.
Der Erfinder des utopischen Romans
Morus wird 1504 Mitglied des englischen Parlaments - der Beginn einer politischen Karriere, an deren Ende er der engste Berater von König Heinrich VIII. ist.
1516 erscheint ein Werk, das Thomas Morus zum Erfinder einer literarischen Gattung macht: "Von der besten Verfassung des Staates und von der neuen Insel Utopia". Im ersten utopischen Roman wird eine Gesellschaftsordnung ohne Privatbesitz und Standesunterschiede beschrieben. Eine Frühform des Kommunismus? Oder doch eher Satire? Die Forschung ist uneins.
Humor bis zum Lebensende
Unstrittig ist jedoch das Lebensende des Humanisten und tief gläubigen Katholiken Thomas Morus. Weil er die Abkehr "seines" Königs Heinrich VIII. vom Heiligen Stuhl nicht mittragen konnte, wurde er im Tower von London eingekerkert.
Trotz unzähliger Verhöre verweigert Morus den geforderten Eid auf den König und wird wegen Hochverrat zum Tod durch Enthauptung verurteilt. Als er am 6. Juli 1535 auf das Schafott steigen soll, bittet er den Henker: "Sir, helft mir herauf, runter werde ich von selbst kommen."
Autor des Hörfunkbeitrags: Marko Rösseler
Redaktion: Matti Hesse
Programmtipps:
ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 7. Februar 2023 an Thomas Morus. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.
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