Im November 1947 entscheidet die UN-Vollversammlung in New York über einen Plan, Palästina in zwei Staaten zu teilen - in einen arabischen und einen jüdischen. Die internationale Staatenmehrheit stimmt zu. Während die jüdische Seite die Absicht begrüßt, lehnt die Arabische Liga den Beschluss ab.
Die arabischen Staaten kündigen für den Fall der Umsetzung des Teilungsplanes militärische Maßnahmen an. Bereits kurz nach dem UN-Beschluss kommt es in Palästina immer wieder zu schweren Gefechten zwischen jüdischen und arabischen Gruppierungen. Beide Seiten sehen sich historisch im Recht.
Juden werden von den Römern vertrieben
Die Vorgeschichte ist kompliziert: Im 19. Jahrhundert entsteht - vor dem Hintergrund der europäischen Nationenbildung sowie antisemitischer Pogrome vor allem in Russland und Polen - unter den Juden eine nationale Bewegung. Sie heißt Zionismus - benannt nach dem Berg Zion am Rande Jerusalems.
Den Zionisten geht es um die Gründung eines neuzeitlichen Staates und die Rückkehr in die angestammte Heimat. Die Römer haben die Juden im Jahr 70 nach Christus aus Jerusalem vertrieben. Deshalb leben sie weltweit verstreut im Exil, in der Diaspora. Das Problem: Palästina ist Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts zu 98 Prozent von Arabern bewohnt.
Palästina wird britisches Mandatsgebiet
Beide Volksgruppen berufen sich auf die Bibel. Für Zionisten ist Palästina das den Israeliten von Gott im Alten Testament verheißene Land. Die Araber verweisen wiederum auf das biblische Volk der Kanaaniten oder Kanaanäer, die ihre Vorläufer gewesen seien.
Zunächst wird die Ansiedlung von Zionisten in Palästina von der arabischen Bevölkerung toleriert. Doch als das Gebiet nach dem Ersten Weltkrieg im Auftrag des Völkerbundes von Großbritannien verwaltet wird, verschärft sich die Lage. Jüdische paramilitärische Organisationen und arabische Terroreinheiten bekämpfen sich nicht nur gegenseitig, sondern jeweils auch die britischen Herrscher.
Zudem fliehen während des Holocaust und unmittelbar danach rund 300.000 Juden nach Palästina. Angesichts der zunehmend unübersichtlichen Lage geben die Briten ihre Verantwortung über das Gebiet schließlich im September 1947 an die Vereinten Nationen zurück.
David Ben Gurion verliest Unabhängigkeitserklärung
Nach der UN-Entscheidung über die Teilung Palästinas steht fest: Das britische Mandat soll spätestens am 1. August 1948 enden. Doch so lange will Großbritannien nicht warten. Am 14. Mai 1948 verlässt der letzte britische Hochkommissar für Palästina das Land. Noch am selben Tag verliest David Ben Gurion in Tel Aviv im jüdischen Volksrat die Unabhängigkeitserklärung des Staates Israel.
Am 15. Mai 1948, kurz nach Mitternacht, greift eine arabische Allianz den jungen Staat an. Die Armeen Ägyptens, Transjordaniens, Syriens, des Irak und des Libanon marschieren in Palästina ein. Sie wollen die Gründung des jüdischen Staates rückgängig machen.
Kein Ende der Gewalt zwischen Arabern und Juden
Der sogenannte Unabhängigkeitskrieg endet mehr als ein Jahr später mit dem Sieg Israels und einer Erweiterung des israelischen Territoriums weit über die in der UN-Resolution vorgesehenen Grenzen hinaus. Der Aufbau des Landes beginnt. Zugleich müssen aber viele Araber ihre Häuser verlassen. "Nakba" ("Die große Katastrophe") nennen Palästinenser die Flucht und Vertreibung von rund 700.000 bis 800.000 Palästinensern zwischen 1947 und 1949.
Es folgen drei weitere zwischenstaatliche Kriege 1956, 1967 und 1973, zwei Libanonkriege 1982 und 2006 sowie vier Gaza-Kriege zwischen 2008 und 2021. Zudem leben alle - Juden und Araber - seit Jahrzehnten mit Terroranschlägen und Bombenangriffen unterhalb der Schwelle eines formell erklärten Kriegs. Ein Ende der Gewalt ist nicht abzusehen.
Autorin des Hörfunkbeitrags: Almut Finck
Redaktion: Gesa Rünker
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