Friedrich von Hardenberg, der sich später Novalis nennt, wird am 2. Mai 1772 in Oberwiederstedt im Harz geboren. Vom Elternhaus wird er im Sinne der evangelischen Bewegung des Pietismus erzogen. Sein Vater steigt zum Direktor der Thüringer Salinen auf, der Salzwerke.
Novalis ist ein Multitalent, begeisterungsfähig für alles. "Erkenntnis" ist für ihn eine unabschließbare Bewegung. Er gehört zu einer "goldenen Generation": Schlegel, Hölderlin, Schelling, Beethoven und Hegel sind zur selben Zeit geboren. Sie alle wähnen sich in einem Epochenumbruch. Die alte, überkommene Welt scheint Abschied zu nehmen. Deshalb nennt Novalis seine erste Fragmentsammlung "Blütenstaub".
Novalis will die Welt in Poesie verwandeln. Und die romantische Liebe gehört dazu, auch das schöne Geschlecht. 1794 verliebt er sich in die Adelstochter Sophie von Kühn, damals gerade erst 12 Jahre alt. Sie gibt Novalis eine Richtung, einen inneren Halt. Doch erkrankt sie an Tuberkulose und stirbt mit 15. Der verzweifelte Novalis flüchtet sich ins Schreiben.
Christentum als Liebesreligion
Novalis' philosophische Arbeiten sind ein kritisches Fortdenken der Werke von Schelling, Fichte und Kant - aber immer im Hinblick auf die Poesie. Das Fundament von Novalis' Gedankenwelt ist das innige Verhältnis zu Gott. Doch will Novalis Religiosität neu denken: auf der Basis der Erkenntnisse der Aufklärung, also mit weniger auferlegtem Zwang. Er sieht das Christentum als Liebesreligion.
Er wendet sich zudem dem Roman zu, etwa in seinem Fragment gebliebenen "Heinrich von Ofterdingen". Der Entwicklungsroman ist geplant als Gegenstück zu Goethes "Wilhelm Meister". In ihm findet sich die "blaue Blume", die zum berühmten Symbol der Romantik wird.
Auch die Ironie ist für Novalis zentral. Zwar entwirft er keine eigene Theorie dazu. Doch erwähnt er in seinen Fragmenten die produktive Rolle der "Einbildungskraft". Sie schlage aus den Gegensätzen von Realem und Idealem ironische Funken und werde so zur vermittelnden Instanz.
Wegbereiter der modernen Lyrik
Nicht nur der Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger nennt Friedrich von Hardenberg alias Novalis einen Wegbereiter der modernen Lyrik. Sein Genie kann der Vielgelobte jedoch nicht lange erproben. Mit 29 Jahren stirbt er - wie seine Verlobte Sophie zuvor - an Tuberkulose.
Viele seiner geistlichen Lieder gehen in die Gesangsbücher ein. Seine "Sprach-Musik" inspiriert die französischen Symbolisten und Surrealisten. Novalis bleibt mit seiner Revolution der poetischen Sprache ein Anreger bis heute.
Autor des Hörfunkbeitrags: Christoph Vormweg
Redaktion: Gesa Rünker
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