"Ich würde ja gern Entwarnung geben", sagt Dirk Kemmerling, "aber tatsächlich haben Ratten viele Möglichkeiten, ins Haus zu kommen“. Auch der Weg über die Toilette sei keine Legende, schließlich sei das WC auch nichts anderes als ein offener Kanalanschluss. Und selbst bis in die vierte oder fünfte Etage seien Ratten schon über Entlüftungsschächte problemlos ins Haus geklettert.
EU-Verordnungen schränkten Schädlingsbekämpfung ein
Das liegt seiner Meinung nach auch an strengeren EU-Verordnungen. "Ein vorsorgliches Auslegen von Köderfallen ist nicht mehr erlaubt", so Kemmerling. Und auch die Auswahl an effektiven Giftködern, die mit Verzögerung wirkten, um möglichst viele Ratten zu erreichen, werde begrenzt. Dabei müsse man aktuell von einer Rattenplage sprechen, sagt ein Mitarbeiter einer Schädlingsbekämpfung in Mönchengladbach-Giesenkirchen.
Aber natürlich könnten alle, die zur Miete wohnen oder ein Eigenheim besitzen, auch mehr tun. Vor allem müsse man sich klar machen, dass Kanalisationen immer ein guter Nistplatz für Ratten seien. Von dort müsse der Weg ins Haus versperrt werden, so Kemmerling.
Schlupflöcher dichtmachen
Beliebte Schlupflöcher für die intelligenten Nagetiere seien etwa Abflusslöcher in Waschkellern, bei denen das Gitter entfernt wurde. Oder ungeeignete bzw. schadhafte Isolierungen an Abflussrohren. "Ratten fressen auch schon einmal komplette Isolatierungen weg, falsches Isoliermaterial ist da eher Futter", so Kemmerling.
In ihrer Not rufen manche Menschen das nächstbeste Unternehmen an, das sie im Internet finden. Durch den steigenden Rattenbefall witterten auch "Schwarze Schafe" der Branche ein gutes Geschäft. Es seien schon vierstellige Summen gefordert worden, sofort bar zu bezahlen vor Ort, obwohl das gerufene Team nie Schädlingsbekämpfung gelernt habe, berichtet Kemmerling. Man solle unbedingt vorher ins Impressum schauen und auf eine Verbands-Zugehörigkeit achten.
Schädlingsbekämpfung als Ausbildungsberuf
Der Fachkräftemangel bereitet ihm keine Sorgen: Sein 18-jähriger Sohn Lukas macht bei ihm gerade die Ausbildung, drei Jahre dauert die. "Ein abwechslungsreicher und auch krisensicherer Job", meint Lukas. Angesichts der Rattenplage hat er wohl recht, muss sich aber auch an Befindlichkeiten der Kundschaft gewöhnen. "Viele fragen vorab, ob wir dezent arbeiten oder ob wir etwa eine Firmenbeschriftung auf dem Wagen haben", erzählt Dirk Kemmerling und fügt schmunzelnd hinzu: "Auf Wiedersehen dürfen wir nicht sagen…“.
Unsere Quellen:
- WDR-Reporter vor Ort
- Schädlingsbekämpfung Kemmerling Düsseldorf