Hält das "gallische Dorf" Bielefeld im DFB-Pokal wieder stand?

Stand: 24.02.2025, 17:31 Uhr

Im DFB-Pokal haben die Gegner bisher vergeblich versucht, die "Bielefelder Alm" zu erobern. Vor dem Viertelfinale gegen Werder träumt der DSC Arminia Bielefeld vom nächsten Coup.

Von Michael Buchartz

Wenn die Ostwestfalen am Dienstag (20.45 Uhr) auch gegen Bremen triumphieren, stünden sie erstmals seit zehn Jahren im Halbfinale des DFB-Pokals, wo sie 2015 gegen den den späteren Pokalsieger VfL Wolfsburg allerdings chancenlos waren (0:4). Mit einer Viertelfinalausnahme 2017 (0:1 gegen Eintracht Frankfurt) war für die Arminia seitdem stets spätestens in Runde zwei Endstation. Nun trennen sie aber erneut lediglich zwei Siege vom ersten Finaleinzug der Vereinsgeschichte.

Fällt die Festung "Bielefelder Alm" wieder nicht?

Auf dem Weg dorthin könnte der Heimvorteil zum entscheidenden Faktor werden. Die Bielefelder Alm kommt in der aktuellen Pokalsaison ein bisschen wie das moderne, fuballerische gallische Dorf daher - egal, wer an höherklassigen Klubs zu Gast war, bisher kehrte niemand erfolgreich aus Westfalen zurück. Die Mission "Eroberung der Alm" wurde immer zum Fehlschlag. Jeder, der es mit den Westfalen hält, wird sich nun den vierten Eroberungsversuch eines großen Klubs kaum entgehen lassen.

Bielefelds Tore auf dem Weg ins Viertelfinale WDR 24.02.2025 01:51 Min. Verfügbar bis 30.06.2025 WDR

Oder vielleicht besser formuliert: Sie alle, die der Arminia zugeneigt sind, wollen dabei sein, wenn ihr Klub erneut zum Aufstand das Davids gegen den Goliath antritt. "Alle sind heiß auf dieses Spiel. Mit dem Stadion im Rücken können wir über unsere Schmerzgrenze gehen", freut sich Trainer Mitch Kniat auf die Atmosphäre im längst ausverkauften Stadion.

Wir wollen diesen Moment genießen. So etwas werden wir vielleicht nie wieder erleben. Bielefelds Kapitän Mael Corboz

Zudem reist der "Goliath" nach drei Bundesliga-Schlappen in Serie angeschlagen an: "Sie haben derzeit keinen guten Lauf, trotzdem sind sie der Favorit und nicht wir", so Arminias Chefcoach am Montag. Dennoch ist die Zuversicht beim 39-Jährigen groß. "Das mindert nicht die Lust weiterzukommen."

Schon drei größere Klubs geschlagen

Aber diese märchenhafte, fußballromantische Erzählung des gallischen Dorfes beginnt eben nicht mit der Partie im Viertelfinale gegen Werder - als Drittligist hatte der DSC schließlich stets Heimrecht in den vorangegangenen Runden. Im ersten Versuch scheiterte Hannover 96 an der Eroberung der Arena. Mit 2:0 wurde der Zweitligist nach Hause geschickt.

Union Berlin durchbrach die Mauer "DSC-Abwehr" ebenfalls nicht: Ohne Tor und mit zwei Netzeinschlägen zogen die Ostdeutschen wieder von dannen. Dem SC Freiburg gelang zwar endlich der Schuss ins Netz der Arminia, allerdings sammelten die Gäste den Ball auch drei Mal aus dem eigenen Tor zum Anstoß ein.

DSC-Helden hießen bisher Oppie, Kania oder Becker

Die Helden dieser fantastischen Märchengeschichte heißen Louis Oppie - mit zwei Weitschusstoren schon aufgefallen - oder Christopher Lannert, der gegen Freiburg ebenfalls nach einem Distanztreffer jubeln durfte. Oder auch André Becker, der schon zweimal im Pokal traf.

Bei Becker ist das Märchen übrigens bereits beendet: Der Torschütze der ersten beiden Pokal-Runden stürmt nicht mehr für den DSC, sondern seit dem Winter für Waldhof Mannheim. Der andere bisher im Pokal erfolgreiche Stürmer heißt Julian Kania. Sein Tor zum 2:0 gegen den SC Freiburg ebnete unter anderem den Weg ins Viertelfinale.

Neues Sturmduo als nächste Märchen-Protagonisten?

Kania ist auch in der 3. Liga der erfolgreichste Torschütze des DSC. Acht Mal durfte er schon einen Treffer feiern - und doch sitzt er meistens nur auf der Bank. Wahrscheinlich wird es gegen Bremen wieder so sein. Denn im Winter kamen mit Joel Grodowski und Roberts Uldrikis zwei neue Angreifer. Beide trafen am vergangenen Spieltag gegen 1860 München und zeigten eine starke Vorstellung.

Wir wissen, dass bei uns wieder alles passen muss und beim Gegner im besten Fall nicht. Arminias Trainer Mitch Kniat

Kniat schätzt an Uldrikis vor allem seine Fähigkeit, Bälle im Angriffsdrittel festzumachen. Das könnte gegen Werder wichtiger denn je werden, wenn man sich anschaut, wie die Taktik der Arminia wohl aussehen wird: Starke Defensive und gute Konter. Da ist jemand im Sturmzentrum, der Bälle festmacht, ein zentraler Baustein. Kniat gibt für das Highlight-Spiel die Marschrichtung vor: "Wir gehen nicht in die Partie, um sie zu genießen, sondern um zu gewinnen."

Der Zeitpunkt für die nächste Verteidigung des gallischen Dorfes "Bielefelder Alm" und das Vorhaben, erstmals seit 2015 wieder ins Halbfinale einzuziehen, scheint sowieso recht günstig zu sein. Werder hat bei den vergangenen drei Niederlagen elf Treffer kassiert, wobei sich der Bundesligist bei der 0:5-Klatsche beim SC Freiburg am vergangenen Spieltag besonders desolat präsentierte.

Nur noch zwei Siege bis Berlin?

Arminia-Kapitän Mael Corboz und Co. werden sich mit der Bremer Abwehrschwäche gewiss beschäftigt haben. Es ist ihre Chance, die DSC-Heldengeschichte weiterzuschreiben. Damit sich die Arminia-Fans im Halbfinale auf das nächste Kapitel am Sehnsuchtsort "Bielefelder Alm" freuen - und von einem Finale träumen dürfen. Das wäre dann wahrlich der beeindruckende Schlussakt - wenn auch an einem anderen Ort: Mit einer Finalpremiere im Berliner Olympiastadion.

Arminia Bielefeld gewinnt deutlich gegen 1860 WDR 22.02.2025 05:09 Min. Verfügbar bis 22.02.2026 WDR Online

Unsere Quellen:

  • Ergebnisseiten, Berichte und Videos der Sportschau
  • Datenportal transfermarkt.de
  • Pressekonferenz Arminia Bielefeld vor dem Pokal gegen Bremen
  • Nachrichtenagentur dpa
  • Stimmen vor & nach der Partie 1860 München - Arminia Bielefeld
  • Drittliga-Partie 1860 München - Arminia Bielefeld