Fans, Spieler und Verantwortliche des FC Bayern München werden mit Erleichterung auf den Spielplan der Fußball-Bundesliga geschaut haben. Zum Jahresauftakt trifft der Rekordmeister nicht auf die SG Wattenscheid 09.
Gegen keinen anderen Verein haben die Bayern eine derart schlechte Siegquote wie gegen den Revierclub. Gerade einmal 37,5 Prozent aller Duelle haben die Münchner gewonnen. Gut, es gab auch erst neun Aufeinandertreffen in der Bundesliga und das letzte Spiel liegt auch schon mehr als 30 Jahre zurück. Wattenscheid spielt mittlerweile in der Oberliga Westfalen.
28 Borussia-Siege gegen Bayern sind Rekord
Aber, und das ist jetzt die schlechte Nachricht, der Tabellenführer aus München muss stattdessen am Samstag (18.30 Uhr) bei Borussia Mönchengladbach ran. Und gegen die Borussia ist die Bilanz der Bayern auch nur leicht besser als gegen Wattenscheid. Immerhin 47,3 Prozent der Spiele gegen die Fohlenelf konnten die Münchner für sich entscheiden. 53 Mal ging Bayern in 112 Spielen gegen die Borussia als Sieger vom Platz, 31 Mal wurden die Punkte geteilt.
28 Mal gewann die Borussia. Damit haben die Gladbacher die Bayern so oft geschlagen wie kein anderes Team. Auf Rang zwei folgt Werder Bremen mit 27 Siegen, allerdings hat Werder auch drei Spiele mehr gegen die Bayern absolviert.
Gerne darf für die Gladbacher nun am Samstag Sieg Nummer 29 folgen. "Das ist auch immer getragen durch unser Publikum. Das Publikum bekommt immer mit, was möglich ist in so einem Spiel. Das trägt natürlich auch die Spieler", erklärte Gladbachs Sportgeschäftsführer Roland Virkus, warum die Borussia gegen die Bayern vor allem zuletzt meistens gut aussah.
Das alleine werde am Samstag aber nicht reichen, sagte er: "Du musst auch Selbstvertrauen haben, du musst an dich glauben und du musst natürlich eine Schwäche der Bayern ausnutzen. Wenn die Bayern in Topverfassung hier auftreten, sind sie die derzeit beste Mannschaft der Bundesliga und dann wird es schwer, zu bestehen. Wir haben aber mehrfach bewiesen, dass wir da sind, wenn die Bayern schwächeln."
Borussia das aktuell formstärkste Team der Bundesliga
Für die passende Stimmung von den Rängen wird im ersten Samstagabendspiel nach der Winterpause wohl gesorgt sein. Und das von Virkus angesprochene Selbstvertrauen bringt die Borussia ebenfalls mit. Sieben Punkte holte Gladbach im Dezember, vor der Winterpause gab es das erste Mal seit langer Zeit wieder zwei Siege in Folge. Damit ist die Borussia das derzeit formstärkste Team der Liga. Die Bayern holten im selben Zeitraum zum Beispiel nur sechs Punkte.
Dank des starken Winters hat sich Gladbach in der Tabelle auf Rang acht hochgearbeitet und darf nun sogar Richtung Europa schielen. "Wir fühlen uns in der Tabelle gut widergespiegelt", sagte Virkus. "Wir haben auf jeden Fall ein paar Fortschritte gemacht, was Stabilität angeht, was Defensive angeht."
Virkus fordert mehr Effektivität
Die Statistik gibt Virkus recht. Seit dem siebten Spieltag kassierte die Borussia nur zehn Gegentreffer, das bedeutet Rang drei im Ligavergleich. Und auch die Offensive kommt immer besser in Fahrt. 18 Tore hat der Borussen-Angriff um Nationalspieler Tim Kleindienst seit Spieltag sieben geschossen - ligaweit Rang fünf.
Dennoch sieht Virkus hier noch ungenutztes Potenzial: "Wir müssen effektiver werden. Wir waren im letzten Jahr effektiver. Wenn wir effektiver gewesen wären, wäre sicherlich noch mehr drin gewesen und das gilt es zu übertragen ins neue Jahr."
Neuzugang Kleindienst funktioniert
Das ist auch als Auftrag an Stürmer Kleindienst zu verstehen. Wobei der Sommer-Neuzugang vom 1. FC Heidenheim schon prächtig funktioniert. Neun Tore und fünf Vorlagen hat Kleindienst in 15 Spielen für die Borussia bislang beigesteuert. Und auch außerhalb des Platzes gibt er die Richtung vor: "Ich habe selten gesehen, dass ein Spieler sofort so eine Kabine prägen kann. Mit seiner Leistung und Einstellung ist er schnell zu einem Leader geworden", sagte Trainer Gerardo Seoane.
Im Winter kamen sogar Spekulationen auf, Kleindienst könne als Back-up für Harry Kane zu den Bayern wechseln, um seine Chancen auf eine WM-Teilnahme 2026 zu verbessern. Der mit 29 Jahren vergleichsweise Spätberufene winkte sofort ab. "Auch Gladbach ist ein Riesenverein", sagte er der Sport Bild: "Ich denke gerade überhaupt nicht an etwas Neues."
Somit wird Kleindienst am Samstag mithelfen, damit die Borussia ihrem Ruf als Angstgegner der Münchner (wieder) gerecht wird. Die letzten beiden Duelle gingen nämlich an die Bayern. In der vergangenen Saison siegte der FCB zuhause mit 3:1 und holte im Borussia-Park einen 2:1-Auswärtssieg. In den vier Spielen davor war Gladbach jedoch ungeschlagen geblieben (ein Sieg, drei Unentschieden).
Personell kann Trainer Seoane fast aus dem Vollen schöpfen. Nur Nathan Ngoumou fällt aufgrund von muskulären Problemen aus.
Unsere Quellen:
- SID-Interview mit Roland Virkus
- Webseite der Deutschen Fußball-Liga
- Sport-Informations-Dienst