NRW-Ministerium sieht keine Probleme bei den Fanprojekten

Stand: 19.11.2024, 16:42 Uhr

Zuletzt war im Zuge der Sicherheit bei Fußballspielen auch über die soziale Arbeit der Fanprojekte gesprochen worden. In NRW scheint die Kooperation flüssig zu laufen.

Von Michael Buchartz

Sachsens Innenminister Armin Schuster (CDU) hatte beim unlängst stattgefundenen Spitzengespräch der Politik mit DFL und DFB die Frage gestellt: "Sind unsere Fanprojekte und unsere Präventivarbeit eigentlich zielsicher, angesichts der gesellschaftlichen Entwicklungen? Da haben wir gewisse Zweifel." Er hätte gerne "eine Auswirkungsanalyse".

LAG-Fachstellenleiter: "Fanprojekte als professionelle Partner wahrgenommen"

Stehen die Fanprojekte also vor dem Aus? In NRW scheint das nach WDR-Anfrage bei der Fachstelle der Landesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte (LAG) und dem zuständigen Familien- und Jugendministerium nicht so zu sein. Vielmehr noch lobt man die Arbeit und betont die gute Kooperation.

Thomas Lükeville, Vorsitzender der Fachstelle und in der Leitung des Kölner Fanprojektes aktiv, sagte dem WDR: "Die Fanprojekte in NRW bekommen eine sehr gute Unterstützung und Förderung aus dem Jugendministerium. Dort werden Fanprojekte als professionelle Partner in dem Feld wahrgenommen und auch Expertisen eingeholt." Bestätigt wurde das dem WDR am Mittwoch (19.11.2024) durch Ministerin Josefine Paul, welche die Fanprojekte als "wichtigen Baustein in der Jugendsozialarbeit" bezeichnete.

Unterschiede bei der Sicherheitsbewertung?

Ganz so harmonisch läuft es anscheinend dennoch nicht. So räumte der LAG-Vorsitzende Lükeville ein, dass es beim Thema der Sicherheitsarchitektur "durchaus an einigen Standorten Schwierigkeiten gibt, den professionellen Ansatz der Projekte anzuerkennen." Die WDR-Nachfrage, welche Standorte das betrifft, blieb bislang unbeantwortet.

In der Landespolitik sieht man erstaunlicherweise keine Probleme und befindet die Fanprojekte für professionell genug. Mehr noch betonte das Ministerium: "Die Projekte leisten einen wichtigen Beitrag zur Prävention von Gewalt, Hass, Diskriminierung, und Rassismus im Fußball." Dennoch bleiben ob der unbeantworteten Fragen Zweifel, ob das an jedem Ort so anerkannt wird.

DFL, DFB und Politik teilen sich die Finanzierung

Klar ist: Die Politik und die Veranstalter im Fußball sitzen im selben Boot, vor allem bei den Kosten. Denn die 16 sozialpädagogische Fanprojekte in NRW finanzieren sich mit einer Dreier-Fianzierung. 50 Prozent bezahlt der Fußball selbst - bedeutet dieses Geld kommt von den Vereinen der DFL beziehungsweise in der 3. Liga vom dortigen Veranstalter, dem DFB.

Bundesministerium für Familie, Frauen, Senioren und Jugend | Bildquelle: IMAGO / Schöning

Die andere Hälfte ist wiederum geteilt: 25 Prozent bezahlt das Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration in Nordrhein-Westfalen. Das restliche Viertel kommt von den jeweiligen Kommunen. Die Fachstelle wird sogar komplett vom Ministerium übernommen. Das die Sinnhaftigkeit bei öffentlichen Geldern durchaus schon mal kontrovers diskutiert wird, ist naturgemäß keine Seltenheit.

Fanprojekte sind kein Teil des Vereins

Wie hoch die Zuwendungen genau sind, variiert. Laut LAG-Vosritzendem Lükeville allerdings nicht so stark wie in anderen Bundesländern. "In der Regel liegt die Förderung zwischen 200.00 und maximal 300.000 € pro Standort", erklärte er dem WDR. Er stellte in diesem Zusammenhang auch klar, dass die Fanprojekte kein Teil eines Fußball-Vereins, sondern unabhängig in der lokalen Struktur zur Jugendhilfe verankert sind.

Dem pflichtete das Ministerium bei: Bei der Zusammenarbeit mit Kommunen, Fußballverienen oder Sicherheitsbehörden handelt es sich stets um Kooperationen. "Die Vereine sind natürlich die wichtigsten Kooperations- und Netzwerkpartner. Je nach Standort werden auch unbare Ressourcen des Klubs genutzt", erläutert Lükeville. Heißt im Klartext: An einigen Standorten stellen beispielsweise Klubs Räumlichkeiten oder materielle Dinge wie Büroeinrichtung zur Verfügung, allerdings kein Bargeld.

In NRW noch keine Analyse angedacht

Mit Blick auf die von Sachsens Minister Schuster angestoßene Überprüfung zeigte sich Lükeville entspannt. In NRW gebe es keine Signale, die auf eine Analyse oder Überprüfung hindeuten. Das Ministerium selbst hält eine "Auswirkungsanalyse" ebenfalls für überflüssig. Es fände sowieso eine "stetige Weiterentwicklung mit engem Austausch" statt.

Außerdem verwies das Ministerium auf das bundesweite Verfahren, indem die Fanprojekte hinsichtlicher der gesteckten Ziele und wirksamen Maßnahmen unterscht werden. "Dabei werden die Netzwerkpartnerinnen und -partner wie Vereine und Polizei zur Arbeit des jeweiligen Fanprojektes befragt und die Umsetzung von zertifizierten Bedingungen untersucht. Wenn alle Zertifizierungskriterien erfüllt sind, wird ein Qualitätssiegel überreicht", erläuterte ein Sprecher des Ministeriums.