Urbig und Lemperle - Freude und Frust bei den Köln-Rückkehrern

Stand: 08.11.2024, 21:38 Uhr

Jonas Urbig und Tim Lemperle treffen mit dem 1. FC Köln auf ihren Ex-Verein Greuther Fürth - mit ganz unterschiedlichen Gefühlen.

Von Cora Lanzerath

Wenn am Samstag der 1. FC Köln die Spielvereinigung Greuther Fürth empfängt, ist das für zwei Akteure eine ganz besondere Partie. Sowohl Tim Lemperle als auch Torhüter Jonas Urbig trugen in der vergangenen Saison noch das Kleeblatt auf der Brust. Beide schafften in Fürth den endgültigen Durchbruch im Profi-Fußball, waren nicht nur Stammspieler sondern auch Leistungsträger.

Jetzt sind beide zurück in Köln, doch ihre Stimmungslage könnte vor dem Duell mit ihrem Ex-Klub nicht unterschiedlicher sein. Auf der einen Seite Lemperle, der sich anschickt schon nach zwölf Spieltagen seinen eigenen Torrekord zu knacken. Auf der anderen Seite Urbig, der im Sommer als hochgehandeltes Torwarttalent und sichere Nummer 1 zum FC zurückgekehrt war und sich mittlerweile aller Garantien zum Trotz nur noch auf der Bank wiederfindet.

Urbig fällt Krise zum Opfer

Dabei hat sich Urbig - mit Ausnahme des Patzers beim Saisonauftakt gegen den Hamburger SV - nicht viel zu Schulden kommen lassen. Vielmehr war er in Köln ein Opfer der Umstände. Denn nach zwei Niederlagen in Folge und einem enttäuschenden 13. Platz in der Liga stand FC-Coach Gerhard Struber unter Druck. Der Österreicher musste sich etwas einfallen lassen, wollte er seinen Job bei den Geißböcken nicht nach wenigen Monaten schon wieder los sein. Und das tat er.

Struber nahm Urbig raus und schenkte im DFB-Pokal gegen Bundesligist Holstein Kiel und auch im folgenden Ligaspiel bei Hertha BSC dem acht Jahre älteren Marvin Schwäbe das Vertrauen im Tor. Gleichzeitig stellte er die Defensive von Vierer- auf Dreierkette um. So wollte er mehr Erfahrung, Ruhe und Stabilität in die Hintermannschaft der Geißböcke bringen.

Und der Plan ging - zum Leidwesen von Urbig - auf. Köln spielt seitdem deutlich ausgewogener, hielt in beiden Partien seinen Kasten sauber und ging am Ende jeweils als Sieger vom Platz. Kritiker des Torwartwechsels sagen, dass sich die Mannschaft dank der Dreierkette auch mit Urbig hätte stabilisieren können. Doch das zu beweisen, dafür bietet sich dem jungen Keeper vorerst keine Gelegenheit. Und so ist Urbig im Duell gegen Fürth zum Zuschauen verdammt.

Lemperle fehlt eine Vorlage zur Bestmarke

Lemperle dagegen ist beim FC der Mann der Stunde. Auf ihm ruhen derzeit die Hoffnungen im Sturm - und der 22-Jährige liefert. Nach elf Spieltagen in der Liga und zwei Pokalspielen stehen bei dem Kölner Eigengewächs bereits sechs Tore und vier Vorlagen auf der Habenseite. Das beweist, dass er sich im Vergleich zu seiner durchaus erfolgreichen Zeit in Fürth nochmal gesteigert hat: Denn für die Kleeblätter erzielte er im gesamten Saisonverlauf lediglich einen Assist mehr.

"In dieser Saison ist Tim ein wichtiger Bestandteil unserer Mannschaft geworden, das belegen nicht nur die Zahlen", sagte Christian Keller der "Kölnischen Rundschau". Neben seiner Torgefahr lobte der FC-Sportchef vor allem auch Lemperles "Arbeit gegen den Ball". Und der 22-Jährige ist immer anspielbar: 52 Ballberührungen im gegnerischen Strafraum bedeuten die zweitmeisten aller Zweitliga-Profis.

Lemperle und der FC - es ist eine Erfolgsgeschichte im zweiten Anlauf. Er hat es in Rekordzeit geschafft, in die für ihn ungewohnte Rolle als Torjäger hineinzuwachsen. Denn eigentlich ist der U21-Nationalspieler eher jemand der sich die Bälle holt. Jemand der Räume aufmacht und Chancen vorbereitet. Doch ganz offensichtlich hat Lemperle auch am Tore schießen Spaß gefunden - und ist damit für den FC derzeit unverzichtbar.

Urbig und Lemperle: Bundesliga als Ziel

So unterschiedlich die Lage bei Urbig und Lemperle auch ist, eines haben beide gemeinsam: Sie möchten in der nächsten Saison nicht mehr im Fußball-Unterhaus, sondern in der 1. Bundesliga spielen. Ob das dann noch im Trikot des 1. FC Köln sein wird, werden die nächsten Monate zeigen. Denn ein Aufstieg der Geißböcke wäre wohl die Grundvoraussetzung - und zu dem soll zumindest Lemperle mit seinen Toren einen erheblichen Teil beitragen. Am liebsten schon am Samstag gegen Fürth.