Schiedsrichtern wird in der Regel ein gutes Spiel bescheinigt, wenn wenig über sie gesprochen wird. Nach dem spektakulären 5:3-Sieg (3:2) des SC Paderborn gegen den 1. FC Kaiserslautern am 26. Zweitliga-Spieltag hätte es auch allen Grund gegeben, über den Fußball zu sprechen. Trotzdem standen nach der Partie Schiedsrichter Wolfgang Haslberger und Videoassistent Guido Winkmann im Fokus.
"Wir haben nach 18 Minuten mit 3:0 hinten gelegen, aber nur fünf Minuten Fußball gespielt", sagte FCK-Trainer Markus Anfang nach der Partie und spielte dabei auf die vielen VAR-Unterbrechungen schon in der Anfangsphase hin.
Acht Minuten VAR-Unterbrechung
Was war passiert? Nach der SCP-Führung durch Aaron Zehnter in der 2. Minute foulte Kaiserslauterns Maximilian Bauer drei Minuten später Filip Bilbija im Strafraum. Haslberger ließ zunächst weiterspielen, bekam dann einen Hinweis von Winkmann aus dem Kölner Keller. Ganze drei Minuten dauerte die Überprüfung, ehe Raphael Obermaier in der 8. Minute vom Punkt das 2:0 erzielte.
Paderborns Trainer Kwasniok - "Es war vogelwild". Sportschau. 16.03.2025. 03:42 Min.. Verfügbar bis 16.03.2026. ARD.
Noch länger dauerte es in der 15. Minute. Bilbija hatte nach Flanke von Zehnter eingeköpft. Die Frage war, ob Ilyas Ansah, der vorher im Abseits stand und dann zum Ball ging, aktiv in die Szene eingegriffen hatte. Aus Köln kam dazu kein Urteil, sodass Haslberger letztlich sogar gemeinsam mit seinem Linienrichter vor dem Bildschirm stand. Satte fünf Minuten dauerte die Überprüfung, ehe Haslberger das Tor für den SCP gab.
"Es gilt Sicherheit vor Schnelligkeit", erklärte Haslberger nach dem Spiel bei "Sky". "Es herrscht die Notwendigkeit, dass man Sorgfalt anlegt und zum Beispiel schaut, ob in der Entstehung alles ok war."
Kwasniok: Schiedsrichterleistungen werden schlechter
Obwohl beide Entscheidungen letztlich zugunsten seines Teams ausfielen, zeigte sich SCP-Trainer Lukas Kwasniok ebenfalls genervt von den langen Unterbrechungen: "Ich bin kein Freund des VAR, ich bleibe dabei", sagte er. "Weil wir diskutieren ja jetzt trotzdem die ganze Zeit, wann er eingreifen soll, wann er nicht eingreifen soll. Dann greift er dort ein, aber dort wieder nicht."
Aus Kwasnioks Sicht leidet unter dem VAR auch die Schiedsrichterleistung auf dem Platz: "Das ist mein subjektives Gefühl logischerweise, ich habe keinen Beweis dafür. Aber sie beweihräuchern sich dann immer dafür, wenn der VAR etwas gut gesehen hat. Sorry, aber beim Elfmeter steht er fünf Meter entfernt. Ich bin der Meinung: Den musst du sehen", sagte der 43-Jährige.
Und weiter: "Ich finde, wir müssen da wieder hinkommen, dass die Gesamtqualität einen Ticken besser wird. Ich hoffe nicht, dass ich dafür bezahlen muss, weil das ist nichts wildes. Aber ich kein Freund des VAR. Bei Abseits, Seitenaus und so weiter schon, wo Schwarz oder Weiß ist, aber nicht bei den anderen Dingen."
Lange Nachspielzeit in Halbzeit ein
Satte acht Minuten Nachspielzeit gab es in der ersten Halbzeit aufgrund der langen VAR-Unterbrechungen. Kaiserslautern nutzte diese acht Minuten, um durch Daniel Hanslik (45.+1) und Ragnar Ache (45.+8) wieder auf 2:3 heranzukommen. Ache erzielte in der 61. Minute dann sogar den Ausgleich. Adriano Grimaldi (73.) und Zehnter (90.+5) schossen den SCP aber trotzdem zum Sieg.
FCK-Trainer Anfang zeigte sich nach dem Spiel frustriert. Grund war aber nicht die Leistung seiner Mannschaft, sondern wieder die Schiedsrichterleistung. "Ich will niemanden an den Pranger stellen. Wir Trainer werden ja auch immer kritisiert, aber da waren Entscheidungen dabei, die kann ich schwer nachvollziehen", sagte Anfang am WDR-Mikrofon.
Kaiserslauterns Trainer Anfang - "Wollten gut reinkommen". Sportschau. 16.03.2025. 03:06 Min.. Verfügbar bis 16.03.2026. ARD.
Vor dem Führungstreffer der Paderborner nach einem Freistoß ging Lauterns Innenverteidiger Jan Elvedi im Zweikampf mit zwei Paderborner zu Boden. "Eigentlich wird ja jedes Tor gecheckt, so hab ich das verstanden. Und wenn man dann sieht, wie der Elvo mit zwei Mann niedergerissen wird, dann ist das für mich ein klares Foul", sagte er.
"Genauso wie das fünfte Tor, weil sie Julian Krahl (FCK-Torhüter, Anm. d. Red.) auf den Fuß treten. Keine Ahnung, ob das überhaupt gecheckt worden ist, keine Ahnung. Aber ich glaube, wir hatten heute doch spielentscheidende Situationen", so Anfang weiter.
Zwei Michel-Treffer aberkannt
Es war ein intensives Spiel, indem das Schiedsrichtergespann einige knifflige Situationen zu lösen hatte. Gleich zwei Mal jubelte Paderborns Sven Michel über einen Torerfolg, beide Male wurde er zurückgepfiffen. Einmal wegen einer knappen Abseitsposition, einmal aufgrund eines Handspiels in der Entstehung. Beide Entscheidungen waren korrekt. Dafür übersah das Schiedsrichtergespann eine Abseitsposition in der Entstehung des Eckballs, der letztlich zum zwischenzeitlichen Lauterer Ausgleich führte.
Unter dem Strich bleibt ein spektakulärer 5:3-Sieg für den SC Paderborn, der sich damit in der Tabelle an Kaiserslautern vorbei auf Rang drei schob. Der FCK ist Vierter. Nach der Länderspielpause steht für den SCP sofort das nächste Spitzenspiel an. Am Samstag, dem 29. März (13 Uhr), kommt der Tabellenzweite 1. FC Köln nach Ostwestfalen.
Unsere Quellen:
- Spiel SC Paderborn - 1. FC Kaiserslautern vom 15,03.2025
- Pressekonferenz nach dem Spiel
- Interview mit Wolfgang Haslberger bei Sky
- WDR-Interview mit Markus Anfang