Der 23-Jährige aus Duisburg, der nur als Nachrücker in die Qualifikation gerutscht war, dann aber vier Matches nacheinander gewonnen hatte, unterlag dem an Position 21 gesetzten Kanadier Felix Auger-Aliassime am Donnerstag 4:6, 6:4, 3:6, 2:6.
Das Match war wegen Regens einige Male unterbrochen worden. Vor allem die letzte Pause im dritten Satz tat Squire nicht gut. Eigentlich hatte die Partie schon am Mittwoch stattfinden sollen, doch das Pariser Schmuddelwetter ließ auf den unüberdachten Plätzen kein Tennis zu. Bei der Neuansetzung am Donnerstag hielt Squire mit dem Favoriten zunächst mit, doch fehlte ihm am Ende auch die Kraft.
Squire stand kurz vor dem Karriereende
Auch wenn Auger-Aliassime am Ende eine Nummer zu groß war, ist Squires Auftritt im Stade Roland Garros eine große Erfolgsstory, die es so beinahe nicht gegeben hätte. Denn vor drei Jahren stand Squire fast vor dem Karriereende.
Nachdem er 2018 bei den Australian Open der Junioren an der Seite von Rudolf Molleker das Finale erreichte, wollte er 2020 eigentlich in die Profi-Tour einsteigen. Doch stattdessen ging er in die USA and die Wake Forest University. "Ich hatte die Motivation fürs Tennis verloren, hatte keine Lust mehr zu spielen und war orientierungslos. Und ganz ehrlich: Ich war nicht gut genug für die Future-Tour und zu faul", sagte er dem "Tennis Magazin".
Vier Mal deutscher Mannschaftsmeister
Erst nach einem Wechsel an das College von Winston Salem im US-Bundesstaat North Carolina fand er seine Liebe zum Tennis wieder. "Nach der zweiten Saison habe ich mich dann entschieden, professionell zu spielen. Diesmal hatte ich das Gefühl, dass ich es packen kann", sagte er.
Erfolge feierte Squire auch in der Tennis-Bundesliga. 2019, 2021 und 2022 wurde er mit dem Düsseldorfer Rochusclub Deutscher Meister. 2023 wechselte er zum Essener TC Bredeney und holte ebenfalls direkt die Meisterschaft.
Aufschwung unter Trainer Jeremy Jahn
Im Einzel arbeitete sich Squire langsam in die Top 500 der Weltrangliste, wurde zwischenzeitlich aber von einem Bandscheibenvorfall zurückgeworfen. Seit Ende 2023 ist Squire auch nicht mehr alleine unterwegs, sondern hat mit Jeremy Jahn einen deutschen Ex-Profi als Coach an seiner Seite. "Er hat ein gutes Spielverständnis, ist ein sympathischer Typ und ich komme menschlich gut mit ihm zurecht. Das ist mir sehr wichtig, wenn man so viel reist und Zeit miteinander verbringt", sagte er. Die Zusammenarbeit zahlte sich bereits aus: 2024 gewann Squire in Hamburg sein erstes Challenger-Turnier.
Und nun sorgte er bei den Frech Open erstmals auf der großen Bühne für Furore. Hier spielte zunächst aber auch Glück eine entscheidende Rolle. Lange war gar nicht klar, ob der 23-Jährige überhaupt an der Qualifikation hätte teilnehmen dürfen.
Mit Glück in die Qualifikation gerutscht
Denn als Nummer 221 der Welt ist Squires Ranking eigentlich zu schlecht für eine Quali-Teilnahme. Deshalb wollte er eigentlich kleine Turniere spielen, reiste auf gut Glück aber trotzdem nach Paris - und rutsche aufgrund von Verletzungen und Absagen anderer Spieler eine Stunde vor der Auslosung doch noch ins Teilnehmerfeld.
"Ich bin einfach nur happy, hier zu spielen", sagte er auf einer Pressekonferenz. Und nach Siegen in der Qualifikation gegen Damir Dzumhur, Hugo Grenier und Andrea Vavassori stand der gebürtige Duisburger plötzlich im Hauptfeld eines Grand Slams.
Drama in Runde eins gegen Max Purcell
Und dort sorgte er direkt für das nächste Highlight: Gegen den Australier Max Purcell, Nummer 94 der Welt, gewann er die ersten beiden Sätze relativ locker mit 6:2 und 6:2. Dann verlor der Duisburger jedoch den Faden und sah sich im fünften Satz gleich sechs Matchbällen entgegen. Die konnte er jedoch alle abwehren und gewann den Tiebreak des fünften Satzes mit 12:10.
Squires Plan war dabei durchaus riskant. Denn die Reise nach Paris musste er selbst bezahlen. "Ich habe über die Spieler-App ganz normal ein Hotel gebucht, die sind mit 200 bis 300 Euro pro Nacht aber recht teuer und die zahlst du selbst, so lange du nicht in das Quali-Feld rutschst", sagte er.
Spieler wie Squire, die eher auf der unterklassigen Challenger- oder Future-Tour unterwegs sind, haben häufig Probleme, überhaupt ihre laufenden Kosten zu decken. 150.000 Euro hatte er in drei Jahren bislang auf der Tennis-Tour verdient. Allein der Einzug in die zweite Runde der French Open garantieren ihm nun weitere 110.000 Euro brutto.