14. Januar 2009 - Bundesregierung beschließt "Abwrackprämie"

Stand: 14.01.2019, 00:00 Uhr

Schätzungen zufolge sterben 6.000 Menschen jedes Jahr an den Folgen von Stickoxiden. Davon sind Umweltmediziner wie Claudia Traidl-Hoffmann aus Augsburg überzeugt. Und der Dieselskandal von 2015 zeigt auf, dass mehr Stickoxide aus Dieselmotoren in der Luft sind, als von manchem Autohersteller angegeben.

Wie reagiert die Politik? Mit "attraktiven Tauschangeboten", wie Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) sie 2018 in Aussicht stellt. Angeblich für den Verbraucher, besonders aber für die Industrie. Denn dank eines als "Umweltprämie" bezeichneten Rabatts, der in etwa der ohnehin geläufigen Verhandlungsspanne des Händlers entspricht, können alte Diesel gegen neue "ausgetauscht" werden. Zum Beispiel gegen Fahrzeuge, die der Abgasnorm Euro 6 entsprechen – allerdings oft nicht auf der Straße, sondern nur unter den Idealbedingungen des Prüfstands.

Bundesgregierung beschließt Abwrackprämie (am 14.1.2009) WDR 2 Stichtag 14.01.2019 04:13 Min. Verfügbar bis 11.01.2029 WDR 2

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Milliardenhilfe vom Staat

Eine "Umweltprämie" gibt es auch schon 2009. Im Vorfeld stimmt der VW-Vorstandsvorsitzende Martin Winterkorn seine Aktionäre auf "eines der schwierigsten Jahre in unserer Unternehmensgeschichte" ein. Infolge der internationalen Finanz- und Wirtschaftskrise ist der durch die Wiedervereinigung zunächst rapide in die Höhe geschnellte Absatzmarkt auch in Deutschland eingebrochen. Die Industrie ruft die Politik zu Hilfe. Und die wird prompt aktiv.

Am 14. Januar 2009 macht die Bundesregierung zur Finanzierung einer im Volksmund "Abwrackprämie" genannten Initiative 1,5 Milliarden Euro locker: Wer ein neues Auto oder einen Jahreswagen kauft und seinen alten Wagen dafür zum Verschrotten freigibt, wird mit 2.500 Euro vom Staat belohnt.

Verschrottung voll intakter Wagen

In der Folge stehen beim zuständigen Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle die Telefone nicht mehr still. Die Behörde wird regelrecht geflutet mit Anträgen, die Händler melden Rekordumsätze. Drei Monate später stockt Bundeswirtschaftsminister Karl Theodor zu Guttenberg (CSU) den inzwischen schon leeren Prämientopf auf fünf Milliarden Euro auf. Anfang September 2009 ist dann, so Guttenberg, "endgültig Schluss".

Am Ende werden rund zwei Millionen Autos verschrottet beziehungsweise neu gekauft. Besonders umweltfreundlich ist die "Umweltprämie" allerdings nicht – eher eine immense Verschwendung von Ressourcen. Denn bei den Schrotthändlern stapeln sich auch perfekt laufende Autos mit schöner Ausstattung, deren Handelswert eigentlich weit über dem liegt, was die Kunden mit der Abwrackprämie erhalten haben.

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