1. Mai 1933 - Erster Großauftrag des NS-Regimes für Albert Speer

Stand: 01.05.2018, 00:00 Uhr

Berlin, 1. Mai 1933: "Deutsche Volksgenossen und Volksgenossinnen, der Mai ist gekommen", begrüßt Reichskanzler Adolf Hitler in seiner Rede zum "Tag der nationalen Arbeit" seine tausenden Zuhörer auf dem Tempelhofer Feld. Die Inszenierung zur Umdeutung des Arbeiterkampftages zum nationalsozialistischen Feiertag ist gigantisch.

32 Meter hohe Fahnen umrahmen eine dreiteilige Tribüne. Verantwortlich für die Gestaltung ist der Architekt Albert Speer. Der 28-Jährige hat die Hitler-Rede in die Dämmerung gelegt, damit Flakscheinwerfer die Wirkung unterstreichen.

Erster Großauftrag für Architekt Albert Speer (am 01.05.1933) WDR 2 Stichtag 01.05.2018 04:16 Min. Verfügbar bis 28.04.2028 WDR 2

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Kooperation mit Himmler

Speers Arbeit kommt an. Bald wird er Hitlers Architekt für die Welthauptstadt Germania, zu der Berlin werden soll. Speer will für eine erste Prachtallee breite Schneisen schlagen. Dabei müssen Häuser weichen. 1938 schlägt er vor, dafür jüdischen Wohnraum zu erfassen. Seine Kartei nutzt die Gestapo später für Deportationen.

Speer baut die neue Reichskanzlei und übernimmt die Architektur für die Reichsparteitage in Nürnberg. Die Steine, die Speer für seine Bauten braucht, lässt er sich von SS-Führer Heinrich Himmler liefern. Dieser baut in der Nähe Konzentrationslager und lässt Häftlinge für Speer schuften.

Auschwitz und "Totalen Krieg" ermöglicht

Von Auschwitz will der Architekt nie etwas gehört haben. Doch die Wahrheit sieht anders aus, sagt Historiker Magnus Brechtken vom Institut für Zeitgeschichte in München. "Speer hat Auschwitz mitfinanziert, hat die Baustoffe zur Verfügung gestellt und hat das auch inspizieren lassen."

1942 wird Speer von Hitler zum Rüstungsminister ernannt. Er setzt sieben Millionen Zwangsarbeiter ein und forciert den "Totalen Krieg". Selbst nach Hitlers Suizid gibt er nicht auf. Die Alliierten stellen ihn vor das Nürnberger Kriegsverbrecher-Tribunal.

Verschleierung der Verantwortung

Nach 20 Jahren Haft präsentiert sich der prominenteste noch lebende Nazi-Führer als verführter Idealist. Speers Buch "Erinnerungen", an dem der Publizist Joachim Fest mitarbeitet, wird zum Bestseller - ein Buch voller falscher Fährten, Auslassungen und Lügen. "Er ist sozusagen ein aktiver Bekämpfer der historischen Fakten", sagt Historiker Brechtken.

Speer verschleiert seine Urheberschaft der Berliner Judenkartei. Seine Anwesenheit bei einer Rede Himmlers 1943 über den Holocaust streitet er ab und lässt sich falsche eidesstattliche Erklärungen ausstellen.

An Beutekunst bereichert

Speer kassiert ein Vermögen als Autor - und verkauft nebenher heimlich Beutekunst. "Man vermutet, dass er das mit seiner damaligen Geliebten ausgegeben hat", sagt Historiker Brechtken. Speer stirbt nach einem BBC-Interview in London mit 76 Jahren an einem Schlaganfall.

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