Dschochar Zarnarjew ist 19, sein Bruder Tamerlan 26 Jahre alt. Die beiden stammen aus Kirgistan, leben bereits seit zehn Jahren in Boston und haben sich dem radikalen Islamismus verschrieben. Ihre neue Heimatstadt an der Ostküste der USA ist seit 1897 alljährlich Schauplatz eines Marathonlaufs.
Seit 1969 findet der traditionsreiche Boston-Marathon am dritten Montag im April statt, dem Patriots' Day, an dem Amerika der ersten Schlachten des Unabhängigkeitskriegs gedenkt. Am 15. April 2013 lassen Dschochar und Tamerlan Zarnarjew beim Boston-Marathon zwei Bomben detonieren. Drei Menschen sterben, 264 erleiden teils schwerste Verletzungen.
Größtmögliche Zerstörungskraft
Hunderttausende säumen an diesem Tag die Straßen und jubeln den 23.000 Teilnehmern zu. Um 14.50 Uhr, als zwei Drittel der Läufer bereits angekommen sind, geht auf der Zielgeraden der erste Sprengsatz hoch. Die Druckwelle verwandelt die Boylston Street in ein Schlachtfeld.
13 Sekunden später explodiert vor einem Restaurant in der Nähe die zweite Bombe. Drei Menschen werden im Splitterhagel getötet, zwei 23 und 29 Jahre alte Frauen und ein achtjähriger Junge. Insgesamt 264 Zuschauer und Läufer erleiden Verletzungen. Vielen müssen Arme oder Beine amputiert werden.
Offenbar hatten es die Brüder Zarnarjew auf größtmögliche Zerstörungskraft abgesehen: Ihre Bomben, zwei Schnellkochtöpfe, sind mit Schwarzpulver, Nägeln und Stahlkugeln gefüllt.
Zwei Tote bei Festnahme
Bei der Auswertung privater Handyvideos waren den FBI-Fahndern immer wieder zwei verdächtige junge Männer mit Basecaps und Rucksäcken auf. Dschochar und Tamerlan Zarnarjew waren schnell identifiziert. Drei Tage nach dem Attentat kann das FBI sie auf dem Gelände des Massachusetts Institute of Technology (MIT) bei Boston stellen. Es kommt zu einer Schießerei; ein Polizist und Tamerlan Zarnajew sterben.
Der jüngere Dschochar flieht in einem Auto. Die Fahndung nach ihm legt das öffentliche Leben in Boston fast 24 Stunden lahm. Dann entdeckt die Polizei ihn in einem Boot und eröffnet das Feuer. Schwer verletzt ergibt sich der unbewaffnete Attentäter. Zwei Jahre nach dem Bombenanschlag wird Dschochar Zarnajew für seine Tat zum Tode verurteilt. Fünf Jahre später ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass der Prozess noch einmal neu aufgerollt wird.
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