Paris, 7. Januar 2015: Wie jeden Mittwochmorgen trifft sich die Redaktion der Satire-Zeitschrift "Charlie Hebdo" zur wöchentlichen Konferenz. Fast die gesamte Redaktion ist versammelt, als sich zwei Attentäter Zugang verschaffen.
Vor dem Redaktionsgebäude zwingen zwei schwerbewaffnete Männer eine Zeichnerin der Zeitschrift, den Code für das Türschloss einzugeben. Danach erschießen die Vermummten zwölf Menschen.
Satire gegen Fundamentalismus
Unter den Toten sind neben dem Herausgeber und mehreren Zeichnern auch der Hausmeister und ein Polizist, der zum Schutz anwesend war. "Wir haben den Propheten Mohammed gerächt", sollen die Attentäter gerufen haben, "Wir haben 'Charlie Hebdo' getötet." Dann flüchten sie.
"Charlie Hebdo" stand schon länger unter Polizeischutz. Nach den islamistischen Anschlägen vom 11. September 2001 in den USA hatte die Redaktion vermehrt religiösen Fundamentalismus ins Zentrum ihrer Satire gerückt. 2006 druckte "Charlie Hebdo" umstrittene dänische Mohammed-Karikaturen nach.
Attentäter zunächst auf der Flucht
Als 2011 eine Sondernummer mit dem spöttischen Titel "Charia Hebdo" erschien, wurde ein Brandanschlag auf die Redaktion verübt. Gleichzeitig gab es Hackerangriffe auf den Internetauftritt der Zeitschrift.
Die "Charlie Hebdo"-Attentäter erschießen auf ihrer Flucht einen weiteren Polizisten. Es gelingt ihnen, vorerst zu entkommen. Rund 88.000 Sicherheitskräfte fahnden nach ihnen.
Al-Qaida bekennt sich
Die Flucht endet nach drei Tagen in einer Druckerei außerhalb von Paris: Beim Zugriff der Polizei am 9. Januar 2015 werden die beiden Männer getötet. Es handelt sich um zwei französische Brüder im Alter von 32 und 34 Jahren.
Später bekennt sich ein Zweig der Terrororganisation Al-Qaida zum Anschlag auf "Charlie Hebdo".
Bluttat im jüdischen Supermarkt
Noch während der Flucht der Brüder hat ein dritter Mann in einem jüdischen Geschäft bei Paris Geiseln genommen. Er kennt die Brüder und stand bei der Vorbereitung mit ihnen in Kontakt. Er erschießt im Supermarkt vier Menschen - und wird ebenfalls am 9. Januar bei der Stürmung durch die Polizei getötet.
Zuvor hat er in einem Anruf bei einem Fernsehsender angegeben, im Namen des "Islamischen Staates" zu handeln.
Spontaner Protest
Nach dem Anschlag auf "Charlie Hebdo" kommt es noch am selben Abend und in den folgenden Tagen in vielen französischen und anderen europäischen Städten zu Demonstrationen für die Pressefreiheit.
Die überlebenden Redaktionsmitglieder führen die Zeitschrift weiter. "Charlie Hebdo" ist nicht tot.
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