Wem gehört Jerusalem? Für die Juden ist sie die Stadt Davids und des Tempels Salomos, für die Muslime jener Ort, von dem aus der Prophet Mohammed seine Himmelsreise antrat. Die Christen sehen in ihr eine Stadt, wo Jesus wirkte und starb. Letzteres ist für Papst Urban II. Anlass genug, auf der Synode von Clermont zum Kampf gegen die Muslime und zur Rückeroberung des Heiligen Lands für die Christenheit aufzurufen: "Macht euch auf den Weg zum Heiligen Grab, entreißt jenes Land dem gottverdammten Volk und nehmt es in Besitz."
Auch Balduin von Boulogne macht sich auf den Weg. Allerdings weniger aus religiösen Gründen. Ihn treiben Machtinteressen.
Samt Gattin gegen die Muslime
Geboren wird Balduin nach 1060 als dritter Sohn von Graf Eustach II. Eigentlich soll er eine kirchliche Laufbahn einschlagen, aber aufgrund kirchlicher Reformen muss er auf seine Pfründe verzichten. Aber da ist das Erbe seines Vaters schon verteilt. Balduin bleibt nur die Grafschaft Verdun, die ihm sein Bruder Gottfried überlässt. Für einen Mann mit seinem Ehrgeiz ist das eindeutig zu wenig. Da kommt ihm der erste Kreuzzug nach Jerusalem gerade recht.
1096 bricht Balduin gemeinsam mit seinem Bruder Gottfried auf. Im Gefolge hat er auch seine Frau Godehilde: ein untrügliches Zeichen dafür, dass er vorhat, in der Fremde sein Glück zu suchen. Das erste Mal verlässt er das aus 50.000 Menschen bestehende Hauptheer, um die Stadt Tarsus einzunehmen, dann macht er sich mit einer kleinen Truppe von 70 bis 80 Kämpfern auf, um Städte im Süden Kleinasiens zu erobern.
Adoptiert vom Armenierkönig
Mit seiner Beute im Gepäck lässt sich Balduin vom Armenierkönig Thoros adoptieren. Als der Herrscher bei einer Revolte in Edessa stirbt, macht er sich dort 1098 zum Grafen. Dabei gründet er den ersten Kreuzfahrerstaat der Geschichte. Währenddessen nimmt das Hauptheer 1099 Jerusalem ein, Balduins Bruder Gottfried wird zum Herrscher über die Stadt bestimmt. Als dieser 1100 kinderlos stirbt, wird Balduin in der Geburtskirche zum König von Jerusalem gekrönt.
Als Balduin I. beginnt der neue König sofort damit, das Reich zu vergrößern. Er erobert fast alle Küstenstädte und sichert so den Christen die Nachschubwege. Bald reicht sein Reich von Akaba im heutigen Jordanien bis nach Beirut im Libanon. Er stirbt am 2. April 1118 an einer Fischvergiftung.
Programmtipps:
Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar.
"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 2. April 2018 ebenfalls an Balduin I. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
Stichtag am 03.04.2018: Vor 60 Jahren: Erster Ostermarsch von Atomwaffengegnern in London