Er wird drei Mal für den Oscar nominiert, erhält einen Golden Globe und gewinnt acht Deutsche Filmpreise. Trotzdem gilt der Regisseur Bernhard Wicki in der Bundesrepublik als grandioser Außenseiter. International bekannt macht ihn 1959 sein Film "Die Brücke". Darin schildert er, wie 16-jährige deutsche Soldaten wenige Tage vor Ende des Zweiten Weltkrieges um eine strategisch bedeutungslose Brücke kämpfen.
Geboren wird der Schweizer Staatsbürger am 28. Oktober 1919 im österreichischen St. Pölten. Er will Gedichte schreiben und malen, entscheidet dann aber, Schauspieler zu werden: "Ich war Schauspieler am Theater am Gendarmenmarkt, bei Gründgens' Berliner Staatstheater."
Als Häftling im KZ
1938 wird Wicki verhaftet. Er ist Mitglied in einem kommunistischen Jugendverband. "Ich war 18 Jahre alt, als ich ins KZ kam." Eine grauenhafte Erfahrung: "Jeden Tag liefen Menschen in den Stacheldraht." Nach zehn Monaten wird Wicki entlassen. Er muss sich aber regelmäßig bei der Polizei melden.
Möglicherweise deutet sich hier an, womit er sich später als Regisseur beschäftigt: mit Faschismus, Krieg und dem Verlust individueller Freiheit. Seine Schauspielausbildung beendet Wicki am Max-Reinhardt-Seminar in Wien.
Erfolg in Hollywood
Nach Kriegsende spielt Wicki nicht nur Theater, sondern inszeniert dort auch. Ab 1950 wirkt er in Spielfilmen mit wie dem Partisanendrama "Die letzte Brücke" (1954) und der Komödie "Die Zürcher Verlobung" (1957). Nach seinem Regiedebüt "Die Brücke" gewinnt sein nächster Film "Das Wunder des Malachias" (1961) auf der Berlinale einen Silbernen Bären.
Hollywood wird auf Wicki aufmerksam. Der Produzent Darryl F. Zanuck engagiert ihn für den Kriegsfilm "Der längste Tag" (1962), der eine Oscar-Nominierung für den besten Film erhält. Trotz dieses Erfolges fühlt sich Wicki in Hollywood nicht wohl: Seine Dürrenmatt-Verfilmung "Der Besuch" (1964) wird gegen seinen Willen gekürzt, beim Spionagefilm "Morituri" (1965) hat er eine Auseinandersetzung mit Marlon Brando.
Eigensinn und Anspruch
Wicki kehrt in die Bundesrepublik zurück und erkrankt schwer. Er musste sich unter anderem einer Tumor-Operation unterziehen. "Das hat mich doch drei, vier Jahre gehandicapt."
Eigensinnig kämpft er um anspruchsvolle Projekte. Zu seinen weiteren Kino- und Fernsehfilmen gehören "Das falsche Gewicht" (1971), "Sansibar oder der letzte Grund" (1987) und "Das Spinnennetz" (1989). Bernhard Wicki stirbt am 5. Januar 2000 mit 80 Jahren in München.
Programmtipps:
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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 28. Oktober 2019 ebenfalls an Bernhard Wicki. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
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