Der KPD-Chef Ernst Thälmann ist umstritten. Für die einen ist er ein Kämpfer gegen den Faschismus - in der DDR wurde er als "Faust der Nation" verehrt. Für die anderen ist er ein Stalinist - mitverantwortlich für das Ende der Weimarer Republik.
Geboren wird Thälmann am 16. April 1886 in Hamburg. Schon als Kind muss er im elterlichen Gemischtwarenladen mitarbeiten. Nebenbei jobbt er im Hafen und lernt die soziale Not der Arbeiter kennen. "Das ist das, was ihn politisiert hat", sagt Historiker Marcel Bois. "Er ist im Kaiserreich Mitglied der Sozialdemokratie geworden."
Linker Sozialdemokrat
Wie Rosa Luxemburg gehört Thälmann zum linken Flügel der SPD. Dieser macht die Partei wegen ihrer Unterstützung der Kriegskredite mitverantwortlich für den Ersten Weltkrieg.
"Das ist der erste Punkt, wo es zum Bruch mit der Sozialdemokratie kommt", sagt Bois. Vertieft worden sei der Bruch 1918 während der Revolution, bei der für Thälmann die Sozialdemokratie "auf der anderen Seite der Barrikade" gestanden habe.
Auf Stalins Kurs
1920 tritt Thälmann in die KPD ein. Er wird Vorsitzender der Hamburger Partei, nimmt am dritten Weltkongress der "Kommunistischen Internationale" teil und beteiligt sich 1923 am Aufstand zur Errichtung einer Räterepublik in Hamburg.
1925 übernimmt Thälmann mit ausdrücklicher Billigung Stalins den Parteivorsitz von Ruth Fischer, die von Moskau unabhängig agieren wollte. Thälmann hingegen fügt sich Stalins Willen und vertritt dessen Sozialfaschismus-These, wonach Sozialdemokraten gemäßigte Faschisten seien.
Ungebrochen trotz Folter
Die Stalinisierung der KPD hält bis zum Ende der Weimarer Republik an. Wer die offizielle Linie nicht einhält, muss die Partei verlassen. "Am Ende", so Historiker Bois, "steht eine völlig andere Partei, als sie von Rosa Luxemburg und anderen gegründet wurde."
Neben der SPD bekämpft Thälmann auch die Nazis. Er ist Vorsitzender des Roten Frontkämpferbundes, dessen Mitglieder sich Straßenschlachten mit der SA liefern. 1933 wird Thälmann verhaftet und gefoltert. Doch er bleibt ungebrochen. Das Angebot, er werde freigelassen, wenn er dem Kommunismus abschwöre, lehnt er ab.
Auf Hitlers Befehl
Stalin jedoch lässt seinen Genossen fallen: Als Thälmanns Ehefrau nach dem Hitler-Stalin-Pakt 1939 Moskau um Hilfe bittet, passiert nichts.
Kaum einen Monat nach dem Stauffenberg-Attentat ordnet Hitler die Ermordung des Häftlings an. Nach elf Jahren in Gefängnissen wird Thälmann ins KZ Buchenwald verlegt. Am Tag darauf, am 18. August 1944, wird er erschossen.
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