Es hat schon schnittigere Giganten am Himmel gegeben als diesen plumpen Riesenvogel mit dem aufgeblähten Rumpf. Der Spitzname des Flugzeugs leuchtet sofort jedem ein: Durch den markanten Stirnbuckel über dem winzigen, ganz nach unten verlagerten Cockpit ähnelt es tatsächlich einem weißen Wal.
Aber der Beluga-Airbus soll auch keine Passagiere durch Eleganz überzeugen, sondern als Luftfrachter Flugzeugteile durch ganz Europa transportieren. Wenn er sein Riesenmaul aufsperrt, verschwinden Tragflächen, Leitwerke und Flugzeugrümpfe in seinem überdimensionierten Bauch. Bis zu 47 Tonnen neuer Airbus-Teile kann das Luftmonster befördern.
Selbst "Guppy" ist zu klein
Seine Entstehung verdankt der Beluga den Besonderheiten des Airbus-Konzerns als europäisches Konsortium. Jedes der Mitgliedsländer beansprucht seinen Anteil an dem Produktionsvolumen. Deshalb muss Airbus die einzelnen Bauteile bis zur Endmontage zwischen Deutschland (Hamburg), Großbritannien (Broughton), Spanien (Sevilla) und Frankreich (Toulouse) hin und her befördern.
Zunächst rollen die Schwertransporte per Lkw über Land, was sich als höchst problematisch erweist. Nachdem sogar ein Haus abgerissen werden muss, damit ein festgefahrener Tieflader wieder freikommt, versuchen es die Airbus-Planer mit dem größten Frachtflugzeug der Welt, dem Spezialumbau einer Boeing.
Doch der "Guppy", mit dem die NASA die Stufen ihrer Saturn-V-Mondrakete befördert hat, erweist sich für Airbus als zu klein und unwirtschaftlich. 1991 wird der deutsche Entwicklungsingenieur Udo Dräger deshalb beauftragt, einen Airbus A 300 so umzurüsten, dass er die Frachtprobleme des multinationalen Flugzeugbauers lösen kann. Drei Jahre später absolviert der Beluga erfolgreich seinen Erstflug.
Fünf Belugas im Dauereinsatz
Mit seinem gigantischen Laderaum schafft es der dicke Luftfrachter sogar ins Guinness-Buch der Rekorde. Am 30. November 1994 setzt der erste Beluga vor den staunend Spalier stehen Airbus-Mitarbeitern auf der Landebahn in Hamburg-Finkenwerder auf.
"Als sich das Frachttor öffnete, man reinguckte und sah, wie groß dieses Flugzeug wirklich ist, das war überwältigend", schwärmt Friedrich-Wilhelm Preuß, Chef der Beluga-Logistik. Drei bis vier Mal täglich schwebt der Riese seither in Hamburg ein; in rund 90 Minuten wird er ent- und wieder beladen.
Insgesamt fünf Beluga-Airbusse sind im Dauereinsatz über Europa. Mit dem Beluga XL steht ein noch größerer Nachfolger bereit. Sechs davon sollen die erste Generation der weißen Wale ablösen.
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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 30. November 2019 ebenfalls an die erste Beluga-Landung in Hamburg. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
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