10. März 2016 - EZB senkt erstmalig den Leitzins auf null Prozent

Stand: 10.03.2021, 00:00 Uhr

"Null Prozent! Deutschland schafft die Zinsen ab", titelt "Die Welt", nachdem die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins am 10. März 2016 zum ersten Mal auf null Prozent gesenkt hat. Das "billige" Geld soll die Banken dazu bringen, mehr Kredite zu vergeben, damit die Wirtschaft an Fahrt aufnimmt.

Denn EZB-Chef Mario Draghi und einige seiner Kollegen fürchten eine Depression wie in den Dreißiger Jahren. Trotz vorhergehender Niedrigzinspolitik liegt die europäische Inflationsrate noch immer deutlich unter zwei Prozent und verfehlt damit das anvisierte Preisstabilitätsziel von "unter, aber nahe zwei Prozent." Mit ein bisschen Inflation wächst die Wirtschaft am besten, davon ist man bei in der Europäischen Währungsunion überzeugt.

EZB senkt Leitzins auf 0 Prozent (am 10.03.2016) WDR 2 Stichtag 10.03.2021 04:16 Min. Verfügbar bis 08.03.2031 WDR 2

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Geldleihe ohne Kosten

Also wagt sich Mario Draghi in neues Terrain: Banken bekommen fortan zinslos Geld von der Notenbank – mit gravierenden Folgen für die deutschen Sparer. Zwar bestimmt die EZB nicht die Rendite auf Sparbüchern oder Festgeldkonten. Aber ihr "Nullzins" sei ein Signal, das den ganzen Markt in Bewegung setze, sagt Adalbert Winkler, Finanzprofessor an der Frankfurt School of Finance.

Warum sollte die Bank dem Sparer auch zwei Prozent für die Überlassung von Kapital zahlen, wenn sie es von der EZB umsonst bekommt?

Sparbücher und Lebensversicherungen ohne Rendite

"Graf Draghila" saugt den brav sparenden Deutschen ihre Konten leer, wetterte die Boulevard-Presse. Sparbücher, Festgeldkonten, Anleihen, werfen in der Folge kaum noch Rendite ab. Auch die beliebten Lebensversicherungen verlieren ihren Reiz, da sie ihre Gewinne zum Großteil aus Zinsprodukten generieren.

Aber es gibt auch zahlreiche Gewinner: "Wir sind ja nicht nur Sparer. Wir sind auch Kreditnehmer, wir sind Steuerzahler, wir sind Arbeitnehmer", sagt Isabel Schneider, EZB-Direktoriumsmitglied. Die Zinskosten fallen bei der Finanzierung von Häusern, Autos und Möbel immer weniger ins Gewicht.

Viele Schulden, kaum Kosten

Auch Finanzminister Olaf Scholz hat immense Schulden, zahlt aber bald schon keinen Cent dafür. Kommunen und öffentliche Haushalte können in der Folge der Nullzinspolitik teilweise sogar Negativzinsen erzielen: Sie bekommen Geld dafür, wenn sie fremdes Kapital übernehmen.

Draghi-Nachfolgerin Christine Lagarde hält an der Politik des billigen Geldes fest. "Ich hätte gerne höhere Zinsen und höheres Wachstum. Aber diese Situation haben wir nicht", erklärt sie bei ihrer Amtsübernahme 2019. Kurz darauf versetzt das Corona-Virus die Welt in einen Ausnahmezustand und festigt die Nullzinspolitik der Europäischen Notenbank.

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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 10. März 2021 ebenfalls an den Beginn der Nullzinspolitik der EZB. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.

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