"Dieser Film ist eine Starrampe", sagt Filmhistoriker Michael Töteberg. Die Hauptrollen werden von Hans Albers und Heinz Rühmann gespielt. "Das sind zwei Schauspieler, die natürlich als erstes gesagt haben: Welcher Name steht größer auf dem Plakat?", sagt Töteberg.
Der blonde Albers ist in den 1930er- und 1940er-Jahren zum Publikumsliebling geworden, hat oft den groß gewachsenen Haudegen und Draufgänger gespielt. In der Zeit des Wiederaufbaus kommt nun die Stunde des kleinen Mannes, den Rühmann perfekt verkörpert.
Rühmann bekam mal weniger Gage als Albers
Sie ergänzen sich wunderbar – und sind doch Konkurrenten. "Sie haben schon mal in 'Der Mann, der Sherlock Holmes war' zusammen gespielt. Damals war Hans Albers der größere Star und Heinz Rühmann bekam weniger Gage. Das sind Sachen, die man als Schauspieler nicht vergisst", erklärt Michael Töteberg. Die beiden Männer arrangieren sich mit der Situation.
"Nachts auf der Reeperbahn um halb eins" ist schon der dritte Film, den Hans Albers und Heinz Rühmann zusammen drehen. "Ich glaube, dass wir beide eine ganz gute Partnerschaft haben", bestätigt Hans Albers damals in einem Interview.
Die Deutschen wollen heile Welt sehen
Der Film feiert am 16. Dezember 1954 Premiere. Neben dem Staraufgebot zeigt der Reeperbahn-Film üppige Kulissen, aufwändige Revue-Szenen und viele bekannte Seemannslieder. "Es ist ein interessanter Film, weil er sehr viel aussagt über die Mentalität der Deutschen in der Nachkriegszeit", erklärt der Filmhistoriker Michael Töteberg.
Die Deutschen sind vergnügungshungrig und wollen die Gräueltaten der Nazizeit vergessen. So stürmen die Massen in die Kinos, nicht nur um ihre Filmhelden zu bewundern. "Sie wollten heile Welt sehen", sagt Töteberg.
Am Ende geht alles gut aus
Hans Albers spielt den in die Jahre gekommenen Seemann Hannes Wedderkamp, der nach Hamburg zurückkehrt und sich zur Ruhe setzen will. Er trifft seinen alten Freund Pitter Breuer wieder, der ein erfolgloses Unterhaltungslokal auf der Reeperbahn betreibt.
Wedderkamp will aus dem schlecht laufenden Laden ein angesagtes Cabaret-Theater machen und unterstützt seinen Freund. Doch dann erfährt der Heimkehrer, dass Breuers Tochter Anni in Wahrheit seine eigene ist.
Am Ende lösen sich alle Probleme in Wohlgefallen auf. "Es gibt auch eine kleine Kriminalgeschichte, von der man eigentlich schon weiß, wie sie ausgehen wird. Das ist das Beruhigende an dem Film, dass wir wissen: Es wird schon gut werden", sagt Michael Töteberg.
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