2. März 1876 - Papst Pius XII. wird geboren

Stand: 02.03.2021, 00:00 Uhr

An Papst Pius XII. scheiden sich die Geister: Seine Verehrer preisen ihn als "Engel von Rom", der tausenden Juden das Leben gerettet hat. Für seine Kritiker ist er der Papst, der zum Holocaust geschwiegen hat und ein "moralischer Versager".

Antworten soll das geheime vatikanische Archiv liefern, das Papst Franziskus im März 2020 erstmals für die Jahre 1939-58 öffnen lässt. Doch den Historikern bleibt gerade einmal eine Woche für die lang ersehnten Recherchen, dann unterbricht der Corona-Lockdown ihre Arbeit.

Papst Pius XII. (Geburtst. 02.03.1876) WDR 2 Stichtag 02.03.2021 04:17 Min. Verfügbar bis 28.02.2031 WDR 2

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Am 63. Geburtstag zum Papst gewählt

Geboren wird Papst Pius XII. als Eugenio Pacelli am 2. März 1876 in Rom. Auf den Tag genau 63 Jahre später wird der langjährige Botschafter des Vatikans 1939 zum Papst gewählt – inmitten der dunkelsten Periode des 20. Jahrhunderts.

Papst Piux XII. überlebt Hitler und Mussolini und stirbt 1958 im Alter von 82 Jahren. Israel telegrafiert zum Tod nach Rom: "Als in dem Jahrzehnt des nationalsozialistischen Terrors unser Volk ein schreckliches Martyrium überkam, hat sich die Stimme des Papstes für die Opfer erhoben."

Die römische Kurie hatte Juden über Mittelsmänner zur Flucht ins Ausland geholfen und in kirchlichen Einrichtungen versteckt. Allerdings auch nicht verhindern können, dass römische Juden deportiert worden waren.

Schuld durch Schweigen?

Noch zu Lebzeiten von Pius XII. melden sich erste Kritiker. "Es bleibt, dass ein Verbrechen von solcher Weite zu einem nicht geringen Teil auf alle Zeugen zurückfällt, die geschwiegen haben", klagt etwa der französische Literaturnobelpreisträger François Mauriac den Papst an.

Die Vorwürfe werden lauter als Rolf Hochhuth 1963 das Theaterstück "Der Stellvertreter" auf die Bühne bringt. Durch sein Schweigen habe der Papst den Massenmord an den Juden Europas nicht verhindert. Die Diskussionen darüber, ob Papst Pius XII. vom Holocaust gewusst hat, verstummen auch nicht, als der Vatikan einige Akten veröffentlicht.

Tausende jüdische Hilfeersuche an den Papst

Mehr Klarheit erhoffen sich Historiker von der Archivöffnung. Auch der Münsteraner Professor Hubert Wolf reist im März 2020 nach Rom. In den wenigen Tagen im Archiv hat ihn bereits der Fund von rund 25.000 jüdischen Hilfeersuchen an den Papst tief erschüttert. "Das sind oft die letzten Texte, die diese Menschen geschrieben haben, bevor man sie umgebracht hat", sagt Wolf.

Unklar ist aber noch, ob Pius XII. diese Schreiben vorgelegt wurden oder ob sie in der Schublade eines Kardinalssekretärs verschwanden. Die Rolle von Pius XII. zur NS-Zeit ist noch lange nicht geklärt - das verhindert auch seine Seligsprechung.

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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 02. März 2021 ebenfalls an Papst Pius XII. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.

Stichtag am 03.03.1991: Vor 30 Jahren: Polizeigewalt bei der Festnahme von Rodney King