Wer kleidet eine Frau ein, die viel reist, Termine hat, ein anstrengendes Arbeitsleben, aber trotzdem weiblich sein will und romantisch? "Mir fiel auf: Niemand machte Kleider für diese Art von Leben. Also habe ich das versucht. Das ist die Geheimformel meiner Linie", sagte die italienische Designerin Laura Biagiotti. Sie entwarf Kleidung für Frauen ohne Idealmaße, für Frauen mit weiblichen Kurven.
Kleider für echte Frauen
Geboren wird Laura Biagiotti am 4. August 1943 in Rom. Sie studiert Archäologie, bricht das Studium aber nach drei Jahren ab, um im Schneideratelier ihrer Mutter zu helfen. Biagiotti lernt ihr Handwerk bei dem berühmten italienischen Designer Emilio Schuberth, der Stars wie Gina Lollobrigida oder Brigitte Bardot einkleidet. Biagiotti entwickelt schnell unternehmerischen Ehrgeiz und erkennt, dass die männlichen Modeschöpfer Kleider für Frauen machen, die es in der Wirklichkeit nicht gibt. Anfang der 1970er-Jahre stellt sie ihre ersten eigenen Kollektionen vor.
"Ich habe Alltagskleidung mit viel Stil geschaffen – und zwar nicht nur für jemanden mit Größe 38, sondern auch mit 44 und mehr", sagt sie. Eines ihrer bevorzugten Materialien ist Kaschmir, was ihr den Spitznamen Queen of cashmere einbringt, Kaschmirkönigin.
Biagiotti führt "mit eiserner Hand in Kaschmirhandschuhen"
Die Römerin wagt, was noch kein italienischer Designer vor ihr gemacht hat: Bereits 1988 zeigt sie ihre Mode in China und erschließt sich einen neuen Markt. Im gleichen Jahr erscheint ihr Parfüm Roma, eine Hommage an die Stadt, die sie liebt. Roma wird zu einem der erfolgreichsten Düfte aller Zeiten.
Laura Biagiotti ist längst ein weltweit agierender Konzern. Ihre Tochter Lavinia, die eigentlich Medizin studieren wollte, folgt dem Wunsch ihrer Mutter und steigt in das Unternehmen ein.
"Wenn meine Tochter und ich an einer Kollektion zusammen arbeiten, inspiriert mich Lavinia sehr mit ihren jungen Ideen. Ich weiß nicht, ob sie mir mehr beibringt oder ich ihr", sagt Laura Biagiotti.
Über zwanzig Jahre arbeiten die beiden gemeinsam. Lavinia sagte einmal, ihre Mutter führe die Firma "mit eiserner Hand in Kaschmirhandschuhen". Im Mai 2017 stirbt Laura Biagiotti an Herzversagen. Ihr Name und ihr Modeimperium leben weiter.
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