23. Dezember 1918 - Geburtstag von Helmut Schmidt

Stand: 23.12.2018, 00:00 Uhr

Seine Karriere startet der notorische Kettenraucher Helmut Schmidt (SPD) als Verkehrsdezernent von Hamburg. Später wird er Innensenator, Fraktionschef, Verteidigungs-, Finanz- und Wirtschaftsminister. Und dann, überraschend, Bundeskanzler. Im Mai 1974 ist das, mitten in der Ölkrise, zur Zeit von Rezession und Massenarbeitslosigkeit. Schmidt übernimmt Verantwortung, ein wichtiges Wort in seiner ganzen Laufbahn.

Später werden viele sagen, er sei der rechte Mann am rechten Ort gewesen. Als studierter Ökonom, aber auch als nüchterner Pragmatiker. "Verantwortungsethiker" ist das Wort, das ihn aus Sicht der Presse auszeichnet. Emotionen sind es, vordergründig, eher nicht.

Helmut Schmidt, deutscher Politiker (Geburtstag 23.12.1918) WDR 2 Stichtag 23.12.2018 04:11 Min. Verfügbar bis 20.12.2028 WDR 2

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Helmut Schmidt greift durch

Vielleicht hat das Unterkühlte mit Schmidts Herkunft zu tun: "Die Norddeutschen sind zurückhaltend", wie er selber sagt. Geboren wird er am 23. Dezember 1918 in Hamburg-Barmbek. Mit 15 kommt er in die Hitler-Jugend, mit 19 in die Wehrmacht, und lernt, wie leicht ein Volk zu verführen ist. 1942 heiratet er seine Jugendliebe Hannelore Glaser, genannt "Loki", mit der er eine Tochter hat. Es ist eine Ehe, die nicht immer problemlos ist, aber bis zum Tod Lokis im Jahr 2010 hält.

1961 wird Schmidt Senator der Hamburger Polizeibehörde. Bei der Sturmflut in Hamburg im Februar 1962 schlägt seine große Stunde. Beherzt greift er durch, setzt verfassungswidrig Bundeswehrsoldaten ein, bezeichnet die Aufnahme in Not gekommener Verwandter als "Pflicht".

Schmidt als Bundeskanzler unerpressbar

Als Bundeskanzler setzt er ab 1974 bis zum Misstrauensvotum, das er 1982 nach dem Koalitionsbruch durch die FDP gegen Helmut Kohl (CDU) verliert, seine Geradlinigkeit fort. Etwa als der Terror der RAF mit der Entführung von Arbeitgeber-Präsident Hanns Martin Schleyer 1977 seinen Höhepunkt erreicht. Schmidt lässt sich nicht erpressen. Während sein Vorgänger und SPD-Kollege Willy Brandt als Visionär umjubelt wird, haftet Schmidt das Image des Machers an: "Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen", lautet seine Devise.

Brillant am Klavier

Als Technokraten sieht sich Schmidt trotzdem nicht: Derartige Charakterisierungen kränken ihn. Nicht nur als Politiker, auch als Klavierspieler gilt er als brillant. 1984 etwa spielt er mit Christoph Eschenbach, Justus Frantz und Gerhard Oppitz sowie den Hamburger Philharmonikern Bachs Konzert für vier Klaviere ein. Auch interessiert er sich für Malerei und Buddhismus. Nach dem Ende seiner politischen Karriere wird er 1983 Herausgeber der Wochenzeitung "Die Zeit", schreibt Artikel und Bücher, hält Vorträge. Der Tod Lokis stürzt ihn in eine tiefe Krise. Helmut Schmidt stirbt 2015 im Alter von 96 Jahren in Hamburg-Langenhorn.

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