Sein Markenzeichen sind Affen-Skulpturen, seine bekannteste Gemälde-Serie heißt "Café Deutschland". Doch der Künstler Jörg Immendorff ist nicht nur als Maler und Bildhauer berühmt - wie sein Freund Gerhard Schröder weiß.
"Wo immer sich Immendorf einmischte, ob in Politik, Gesellschaft, Kunstbetrieb oder eben auch ganz banal in das facettenreiche Nachtleben", sagt der frühere SPD-Bundeskanzler, "Immendorfs Auftritte waren stets geräuschvoll, provokant, exzentrisch."
Strikte Arbeitszeiten
Immendorf, der am 14. Juni 1945 als Sohn eines Offiziers und einer Sekretärin im niedersächsischen Bleckede geboren wird, studiert an der Düsseldorfer Kunstakademie bei Joseph Beuys. Ab 1968 unterrichtet er an einer Düsseldorfer Hauptschule zwölf Jahre lang Kunst.
1980 wird der 35-Jährige freier Künstler, behält aber regelmäßige Arbeitszeiten bei - zumindest an Wochentagen, wie sich der Fotograf und Freund Horst Wackerbarth erinnert: "Von Montag bis Freitagmittag wurde gemalt, pünktlich morgens um neun ging es los."
Kunst als "Lebensmittel"
Immendorff schafft sein Werk unabhängig vom Geschmack der Zeit. Er malt figurativ, manche Gestalten sind angedeutet, manche erkennbar. Für ihn sei Kunst immer mit dem Künstler verbunden, sagt er. Der Künstler versuche immer, "sich über das Banale zu erheben, über die alltäglichen Dinge".
Zugleich müsse Kunst ein "Lebensmittel" sein, so wichtig für Menschen wie Kartoffeln. Darum malt Immendorff auch das, was in der Gesellschaft bedeutend ist. Im "Café Deutschland"-Zyklus beschäftigt er sich zum Beispiel in über 40 Bilder mit der deutschen Teilung.
Exzessives Feiern
Neben seiner Arbeit lebt Immendorff exzessiv. Er besitzt zwei Lokale in Hamburg und Düsseldorf. "Ab Freitagmittag bis Sonntagabend wurde dann gefeiert", erinnert sich Freund Wackerbarth. "Mit allem, was man in dieser Zeit so haben konnte und genutzt hat."
Das gipfelt 2003 in einem Skandal: Immendorff konsumiert in einem Hotel Kokain mit Prostituierten. Er wird zu elf Monaten Haft auf Bewährung verurteilt und muss 150.000 Euro Strafe bezahlen.
Gerhard Schröders Kanzler-Porträt
Damals leidet er bereits an der unheilbaren Muskelkrankheit ALS, hat kurz zuvor die Künstlerin Oda Jaune geheiratet - und arbeitet am Kanzlerporträt von Gerhard Schröder. Das Bild hängt heute im Bundeskanzleramt.
Schließlich kann der Maler den Pinsel nicht mehr führen. Er weist Assistenten an, Striche und Farbe zu setzen. Dabei entstehen poetische Bilder, sanftere als früher. Jörg Immendorff stirbt am 28. Mai 2007 mit 61 Jahren in Düsseldorf.
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