Von Flughäfen im Süden Englands starten ab 1941 Bomber in Richtung Deutschland. Sie sind vorerst die einzige Waffe, mit der Briten und Amerikaner das von der Wehrmacht besetzte Europa angreifen können. Für die Piloten, Kanoniere und Funker ist das äußerst riskant. Rund 150.000 Angehörige von Royal-Air-Force und US-Air-Force sterben im Luftkrieg, etwa jeder dritte Mann.
Etwa 40.000 westalliierte Luftwaffensoldaten überleben Abstürze mit dem Fallschirm und Notlandungen. Sie kommen als Kriegsgefangene zunächst in ein Verhörzentrum in Oberursel, danach in eines von sechs Stammlagern der Luftwaffe - abgekürzt als "Stalag Luft".
Görings Stolz
Das "Stalag Luft III" bei Sagan nahe Cottbus ist der Stolz von Reichsmarschall Hermann Göring. Er hält das Lager für ausbruchsicher. Trotzdem gräbt sich der neuseeländische Pilot Henry Lamond mit zwei Kameraden unter dem Zaun durch. Doch nach einer Woche ist er wieder gefasst.
Diese Tat motiviert andere Kriegsgefangene. Zusammen mit Lamond planen sie eine große Flucht: Bis zu 250 Männer sollen durch einen Tunnel entkommen. Dafür brauchen sie Zivilkleidung und falsche Pässe. Aber auch kleine Loren, um zehn Meter unter Tage den Aushub zu transportieren, und Bretter, um die Wände abzustützen. Den Haupttunnel nennen sie "Harry", die beiden Reserve-Tunnel heißen "Dick" und "Tom".
"Harry" ist 111 Meter lang
"Da waren ungefähr 500 Leute involviert", erinnert sich Lamond später. "Die wichtigsten Aufgaben gab es oben." Ein Teil der Gefangenen behält die Deutschen im Auge, ein anderer Teil verstreut den Sand aus den Tunneln heimlich auf dem Sportplatz.
Am 24. März 1944 stoßen die Männer in einer mondlosen Nacht an die Erdoberfläche. Doch obwohl "Harry" 111 Meter lang ist, reicht der Tunnel nicht ganz bis zum Wald. Trotzdem beginnt die Flucht. Am Eingang zum Tunnel steht Lamond und kontrolliert jeden Mann. Zuerst kommen jene dran, die gut Deutsch sprechen. Sie haben die größten Chancen durchzukommen.
Drei schaffen es ins Ausland
76 Gefangene können fliehen. Es sind vor allem Briten, Kanadier und Australier von der Royal-Air-Force. Doch fast alle werden gefasst und 50 von ihnen erschossen, angeblich "auf der Flucht". Nur drei Geflohene schaffen es ins Ausland: Ein Niederländer über Spanien nach England und zwei Norweger an Bord eines schwedischen Schiffes, das in Stettin ablegt.
Alles Stoff für großes Kino: Der Hollywood-Film "Gesprengte Ketten" von 1962 mit Steve McQueen und Charles Bronson ist bis heute Kult. 1988 folgt ein Remake mit dem Titel "Gesprengte Ketten - die Rache der Gefangenen".
Programmtipps:
Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar.
"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 24. März 2019 ebenfalls an die Massenflucht aus dem "Stalag Luft III". Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
Stichtag am 25.03.2019: Vor 25 Jahren: Verbot von Giftmülltransporten in Entwicklungsländer beschlossen