Prag, 21. November 2002: Auf einer Nato-Gipfelkonferenz beschließen die Staats- und Regierungschefs der 19 Mitgliedsstaaten ihre zweite Osterweiterung. Bereits 1999 sind Tschechien, Ungarn und Polen dem westlichen Militärbündnis beigetreten. Nun sollen im April 2004 sieben weitere Länder aufgenommen werden: Rumänien, Bulgarien, Slowenien, die Slowakei und die drei baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen.
Mit der Aufnahme des Baltikums dehnt sich die Nato erstmals auf das Gebiet der früheren Sowjetunion aus. Der deutsche Verteidigungsminister Peter Struck (SPD) spricht von einer "historischen Entscheidung".
Zeremonie im Rosengarten
Die Feierlichkeiten zur Aufnahme der sieben neuen NATO-Mitglieder finden Ende März 2004 nicht im Nato-Hauptquartier in Brüssel statt, sondern im Rosengarten des Weißen Hauses in Washington. Die US-Regierung versteht sich als Hüterin des Nato-Vertrages von 1949, die Beitrittsdokumente von damals werden in der US-Hauptstadt verwahrt.
Die sieben Neuen sind US-Präsident George Bush allerdings besonders willkommen. Sie alle gehörten zur "Koalition der Willigen", die 2003 den Irakkrieg der USA unterstützte. Bei seiner Ansprache hebt Bush hervor, dass die sieben Nationen bei der Gründung der Nato der sowjetischen Gewaltherrschaft unterworfen gewesen seien: "Dann kämpften sie für Freiheit und Unabhängigkeit, und heute sind sie unsere gleichberechtigten Partner."
Putin fühlt sich betrogen
Der russische Präsident Wladimir Putin ist mit dieser Entwicklung nicht zufrieden: "Wir wurden immer wieder betrogen." Entscheidungen seien hinter dem Rücken Russlands getroffen worden. "Wir wurden vor vollendete Tatsachen gestellt. So war es auch mit der Nato-Osterweiterung und mit der Errichtung von Militäranlagen an unseren Grenzen."
Für die Nato sind ihre Osterweiterungen hingegen die folgerichtige Umsetzung dessen, was Nato und Warschauer Pakt einander 1990 versichert haben: Dass sie nicht länger Gegner seien - nach dem Ende des Kalten Krieges. Russland fühlt sich jedoch nach der Selbstauflösung des - 1955 als Gegenbündnis zur Nato gegründeten - Warschauer Pakts 1991 zunehmend bedroht.
Eiszeit nach Krim-Annexion
Nach der Annexion der Krim durch Russland 2014 herrscht wieder Eiszeit zwischen Ost und West - zwischen Putin und den mittlerweile 29 Nato-Mitgliedsstaaten. Dem nordatlantischen Bündnis waren 2009 noch Albanien und Kroatien sowie im Juni 2017 Montenegro beigetreten.
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