Ist der Holocaust medial angemessen darstellbar? Noch dazu von einem Hollywood-Regisseur wie Steven Spielberg, der nach "Der weiße Hai", "E.T." und "Indiana Jones" einen Film wie "Schindlers Liste" dreht?
"Für mich ist 'Schindlers Liste' eine Geschichte, die vom Holocaust erzählt, nicht die Geschichte", sagt Spielberg bei einer Pressekonferenz 1994. "Das ganze Ausmaß dieses Schreckens lässt sich mit keinem Medium abbilden."
Vertrauter als "E.T."
Der US-Regisseur taucht mit dieser Arbeit in seine eigene Familiengeschichte ein: "Meine Eltern lebten jüdisch-orthodox, sie sprachen oft über die Shoah." Das sei Teil seiner Kindheit gewesen. "Das war mir vertrauter als E.T."
Der Film "Schindlers Liste", der am 3. März 1994 in die deutschen Kinos kommt, erzählt die reale Geschichte von Oskar Schindler, einem NSDAP-Mitglied und Unternehmer, der nach dem deutschen Überfall auf Polen 1939 nach Krakau kommt und eine Emaillewaren-Fabrik übernimmt.
Vom Profiteur zum Retter
In Schindlers Betrieb arbeiten Juden als billige Arbeitskräfte, die ab 1941 im Ghetto leben müssen. Zwei Jahre später wird das Ghetto geräumt und rund 17.000 Juden in das eigens eingerichtete Zwangsarbeiterlager Plaszów verschleppt.
Unter diesem Eindruck verändert sich Schindler. Aus dem Profiteur - im Film von Liam Neeson dargestellt - wird ein Retter, der SS-Leute besticht, mit ihnen trinkt und feiert, um ihnen Juden für seine Fabrik abzukaufen.
An Originalschauplätzen
Schindler rettet so über 1.100 Menschen. Ihre Namen stehen auf einer Liste - auf Schindlers Liste. Spielberg erzählt seine Geschichte in schwarz-weiß, in dreieinhalb Stunden. Er dreht an Originalschauplätzen in Krakau: in Schindlers Wohnung und dort, wo sich das Ghetto befand. Am Set stehen Spielberg Holocaust-Überlebende als Berater zur Seite.
Viele Filmszenen sind schwer aushaltbar. Etwa wenn Lagerkommandant Amon Göth, dargestellt von Ralph Fiennes, von seinem Balkon willkürlich Lagerinsassen erschießt.
Vier Monate Überwindung
"Jeden Morgen hat es mich Überwindung gekostet, ans Set zu gehen", erinnert sich Spielberg. "Wir alle hatten das Gefühl, vier Monate lang auf einem Friedhof zu drehen." Das Schwierigste sei es gewesen, nach einem Drehtag im Hotel über eine Satellitenleitung den Schnitt von "Jurassic Park" zu überwachen.
Sein Honorar von "Schindlers Liste" spendet Spielberg. Am 22. März 1994 wird der Film mit sieben Oscars ausgezeichnet, unter anderem für die beste Regie. Drei weitere Oscars für "Jurassic Park" ergänzen seinen Triumph noch.
Programmtipps:
Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar.
Stichtag am 23.03.2019: Vor 75 Jahren: Komponist Michael Nyman wird geboren