"Liebesgaben" heißen die Päckchen, die im Ersten Weltkrieg den deutschen Soldaten an die Front geschickt werden. Der Inhalt soll den Kampfeswillen im Schützengraben stärken: Handschuhe, Zigarren, Schokolade. Für Feldpostbriefe ist ein Gewicht von bis zu 500 Gramm erlaubt.
Diese Erfahrung trägt wohl dazu bei, dass das Reichspostministerium am 21. Dezember 1919 per Verordnung eine neue Postsendung einführt: "Verschlossene Sendungen im Gewicht bis zu ein Kilo, die sich nach Form und sonstiger Beschaffenheit zur Beförderung mit der Briefpost eignen", sind Päckchen - laut des "Handwörterbuchs des Postwesens" von 1927.
30 Pfennig Porto
Die Höchstmaße für eine Schachtel sind genau definiert: 25 Zentimeter lang, 15 Zentimeter breit und zehn Zentimeter hoch. Für eine kompakte Rolle gilt: maximal 30 Zentimeter lang und 15 Zentimeter hoch.
Der neue "Versendungsgegenstand" wird am 1. Januar 1920 eingeführt. Das Porto beträgt 30 Pfennig.
"Geschenke sind knapp"
In den folgenden Jahrzehnten werden Päckchen immer wieder zu einer Art Zeitzeuge deutscher Geschichte. "Geschenke sind heute knapp", sagt NS-Propagandaminister Joseph Goebbels in einer Rundfunkansprache am 20. Dezember 1941. "Die Feldpost ist überlastet." Grund dafür ist der deutsche Angriffskrieg.
Besonders an der Ostfront ist der Winter eisig. Goebbels bittet um "Strickhandschuhe und Wollfäustlinge" sowie "Überschuhe, nach Möglichkeit gefüttert oder mit Pelz ausgestattet".
CARE-Pakete
Im Dezember 1945 endet das Verbot der Alliierten, Hilfe nach Deutschland zu schicken. Die "Cooperative for American Remittances to Europe" (CARE) organisiert Wiederaufbauhilfe. Im Juli 1946 kommen die ersten CARE-Pakete an.
Als die Sowjetunion im Juni 1948 alle Zufahrtswege nach Berlin blockiert, werden die CARE-Pakete in die Stadt geflogen. Insgesamt zehn Millionen Sendungen kommen bis 1960 in die Bundesrepublik.
Zwischen DDR und BRD
Nach dem Aufstand in der DDR im Juni 1953 werden Päckchen wieder zum Politikum. Sie sollen - aus Sicht der Westdeutschen - der Ostzone moralisch den Rücken stärken. 1954 regelt eine DDR-Verordnung, was hin- und hergeschickt werden darf.
Die West-Päckchen enthalten Kaffee, Schokolade, Bananen oder Jeans. Die DDR-Bürger schicken Nussknacker und Häkeldeckchen oder Spezialitäten wie Nordhäuser Doppelkorn und Mühlhäuser Pflaumenmus.
Heute werden Päckchen nicht mehr durch die Post ausgeliefert, sondern durch andere Anbieter. 2018 hat allein der Marktführer DHL pro Tag durchschnittlich fünf Millionen Pakete befördert.
Programmtipps:
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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 21. Dezember 2019 ebenfalls an Einführung des Päckchens. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
Stichtag am 22.12.2019: Vor 50 Jahren: Josef von Sternberg stirbt in Hollywood