Bereits im 19. Jahrhundert gewinnt der Kampf gegen den Alkohol in den USA immer mehr Anhänger. Gemeinsam mit Abstinenzlern machen christliche Frauenverbände Front gegen den Suff – mit militanten Demos und brachialen Axt-Attacken auf zahlreiche Saloons.
Wortgewaltige Prediger wie Billy Sunday hämmern den Menschen ein: "Weniger Rum, mehr Rechtschaffenheit! Weniger Grog, mehr Gott!" Als Belohnung warte das Paradies auf Erden. Als auch Industrielle wie Henry Ford und John D. Rockefeller die Prohibitionsbewegung unterstützen, ist ihr Siegeszug kaum noch zu stoppen. Bis 1916 gilt in 23 Staaten ein totales Alkoholverbot.
Das "noble Experiment" scheitert
Der Eintritt der USA in den Weltkrieg verhilft der Prohibition vollends zum Durchbruch. Bier aus den zumeist deutschen Brauereien gilt nun als unamerikanisch. Der "deutsche Dämon" zersetze die Kriegsmoral, heißt es. Mit dem 18. Zusatzartikel zur Verfassung werden im Januar 1919 Erzeugung, Verkauf und Transport von berauschenden Getränken in den gesamten USA verboten.
Nach Einführung der Prohibition sinkt der Alkoholkonsum kurzfristig auf ein Drittel des Vorkriegsniveaus – nicht aber der Durst auf Alkohol. Bald schießen illegale Kneipen, die Speakeasys, wie Pilze aus dem Boden. Allein in New York sind es weit über 30.000. Wem Hochprozentiges dort zu teuer ist, brennt seinen Fusel daheim. Todesfälle durch Schwarzbrennerei mit giftigen Stoffen häufen sich.
Noch verheerender wirkt sich der drastische Anstieg organisierter Kriminalität aus. Skrupellosen Gangstern wie Al Capone verhilft der Alkoholschmuggel in kürzester Zeit zu Macht und Reichtum. Polizei und Spezialagenten stehen den schwer bewaffneten, mordenden Banden hilflos gegenüber - oder lassen sich bestechen.
Mormonen bringen Prohibition zu Fall
Mit Einsetzen der Großen Depression Anfang der 30er-Jahre wird auch den Befürwortern der Prohibition klar, dass das von Präsident Herbert Hoover als "nobles Experiment" gelobte Alkoholverbot zur Farce verkommen ist. Im Februar 1933 wird die Prohibition durch den 21. Zusatzartikel zur Verfassung wieder rückgängig gemacht.
Allerdings müssen mindestens drei Viertel der damals 48 Bundesstaaten die Aufhebung per Volksabstimmung bestätigen. Am 5. Dezember 1933 sind es ausgerechnet die Bürger des abstinenten Mormonen-Staates Utah, die die Prohibition endgültig zu Fall bringen. Drei Staaten behalten das Alkoholverbot noch auf eigene Faust bei. Erst 1966 schließt sich mit Mississippi auch der letzte US-Bundesstaat dem Ende der Prohibition an.
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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 5. Dezember 2018 ebenfalls an das Ende der Prohibition. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
Stichtag am 06.12.2018: Vor 120 Jahren: Gründung der Deutschen Grammophon