31. Mai 1945 - Rainer Werner Fassbinder wird geboren

Stand: 31.05.2020, 00:00 Uhr

Rainer Werner Fassbinder gilt als einer der wichtigsten Nachkriegsregisseure Deutschlands. Er wird von manchen als berserkerhaft Vorwärtstürmender beschrieben - im Leben wie im Arbeiten.

"Egal, wie er seine Leute gequält hat. Dieser Spaß, den sie hatten, so gefordert zu werden und so intensiv zu leben, der hat alle Qualen überwogen", sagt Regisseur-Kollege Volker Schlöndorff.

Rainer Werner Fassbinder, Regisseur (Geburtstag 31.05.1945) WDR 2 Stichtag 31.05.2020 04:12 Min. Verfügbar bis 29.05.2030 WDR 2

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"Einer der bewusstesten Künstler"

Andere haben eine andere Sicht auf Fassbinder: "Also: a) war er nie ein Chaot - das hör' ich immer wieder", sagt Juliane Lorenz, seine Cutterin und letzte Lebensgefährtin. Und "b) war er einer der bewusstesten Künstler, die dieses Land gehabt hat".

"Da gibt es ja auch die Mär: Er hat Menschen benutzt, ausgenutzt", sagt Lorenz. "Ich sage immer dazu: Ein Mensch hat viele Gesichter, ein Mensch entwickelt sich."

"Manchmal vergessen"

Geboren wird Fassbinder am 31. Mai 1945 in Bad Wörishofen als Sohn eines Arztes und einer Dolmetscherin. Als er sechs Jahre alt ist, lassen sich die Eltern scheiden. Fassbinder wächst bei der Mutter auf, die wegen Tuberkulose häufig im Sanatorium ist.

"Ich bin überzeugt, dass man mich wochenlang manchmal vergessen hat", sagt Fassbinder. Städte, Schulen und Internate wechseln. Ohne Abschluss bricht er die Schule ab.

Alternative Theaterszene

Als Statist spielt er an den Münchner Kammerspielen, nimmt privaten Schauspielunterricht, dreht erste Kurzfilme. Doch die Berliner Filmakademie lehnt seine Bewerbung ab.

Ab 1967 ist er in der alternativen Theaterszene Münchens aktiv. Schon der zweite Spielfilm, das "Gastarbeiter"-Melodram "Katzelmacher", wird mehrfach ausgezeichnet.

"Keine Lust auf Masche"

In nur zwei Jahren entstehen elf Spielfilme, drei Theaterstücke und zwei Hörspiele. Er habe "keine Lust, eine Masche aus etwas werden zu lassen", sagt Fassbinder.

Mal dreht er mit "Angst essen Seele auf" die Liebesgeschichte zwischen einer alternden deutschen Putzfrau und einem marokkanischen "Gastarbeiter". Mal überrascht er mit der Fontane-Verfilmung "Effi Briest".

"Nicht so verlogen"

Er will "ein Kino, das so wunderbar und allgemein verständlich ist wie das Hollywood-Kino, aber nicht so verlogen". In nur drei Monaten verfilmt er in 14 Teilen Alfred Döblins Roman "Berlin Alexanderplatz". Rastlos dreht er weiter: "Lili Marleen", "Lola", "Die Sehnsucht der Veronika Voss" und "Querelle".

Das Tempo hat seinen Preis. Mit 37 Jahren stirbt Fassbinder. In der Nacht zum 10. Juni 1982 findet Juliane Lorenz ihren Freund tot in der gemeinsamen Wohnung in München.

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