Eigentlich, so ist noch heute in Spanien zu hören, gibt es nur zwei wahre Torhüter: Petrus an der Himmelspforte und Ricardo Zamora im Fußballtor.
"Der Göttliche", wie sie den Mann aus Barcelona ehrfürchtig nennen, ist einer der ersten Profis und der erste Topverdiener im Fußball. Ricardo Zamora liebt schnelle Autos, raucht wie ein Schlot, gilt auf dem Platz aber als nahezu unüberwindbar. Sein Charme und sein Charisma machen ihn auch zur ersten Medien-Ikone der Fußballgeschichte.
Offensiver Herrscher des Strafraums
Der am 21. Januar 1901 geborene Arztsohn ist 15, als ein sportlicher Priester ihn zum Kicken ermuntert und sein enormes Talent entdeckt. In seinem ersten Club Espanyol Barcelona spielt Ricardo sofort in der Stammelf. Doch auf Druck seines Vaters muss er ein Medizinstudium beginnen; in jeder freien Minute allerdings spielt er mit Freunden Fußball und wird Mitglied des FC Barcelona.
Schnell ist der groß gewachsene Zamora im Tor gefürchtet. Mit seinen langen Armen, fantastischen Paraden und einer völlig neuen, offensiven Beherrschung des Strafraums schüchtert er die gegnerischen Stürmer ein. Dreimal gewinnt Barcelona mit dem "Göttlichen" den spanischen Pokal.
Legendärer Sieg über England
Zamoras erster Auftritt als Nationaltorhüter bei den Olympischen Spielen 1920 in Antwerpen macht ihn zum Volkshelden. Mit Glanzparaden führt der 19-Jährige die Spanier bis ins Finale gegen Belgien und erringt die Silbermedaille.
Die Menschen strömen nun ins Stadion, nur um Zamora zu sehen. Und die Clubs, für die er spielt, zahlen immer höhere Gagen. Im Nationaltrikot feiert er 1929 einen für unmöglich gehaltenen Sieg: Als erstes Team vom Kontinent schlägt Spanien das englische Team im Wembley-Stadion. Hinterher wird bekannt: Zamora spielte 90 Minuten mit gebrochenem Brustbein.
Schauspieler in Unterhaltungsfilmen
1930 wechselt Ricardo Zamora für damals sagenhafte 150.000 Peseten zu Real Madrid. Es ist der teuerste Transfer der noch jungen Fußballhistorie. In den folgenden Jahren holen die "Königlichen" mit den "Magischen Händen" im Tor zwei Meister- und zwei Pokal-Titel.
Der Spanische Bürgerkrieg beendet 1936 Zamoras Spielerkarriere. Auch als Trainer ist er noch zwei Jahrzehnte lang erfolgreich und gewinnt zwei spanische Meisterschaften. Er tritt als Schauspieler in etlichen Unterhaltungsfilmen auf und wird mit Werbeverträgen reich.
Gerühmt als "bester Torwart der Welt" stirbt Ricardo Zamora 1978 in seiner Heimatstadt Barcelona. Bis heute ist er als einziger Torhüter neben dem Russen Lew Jaschin Mitglied der International Hall of Fame der FIFA.
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