Neben dem Tower, Big Ben und Buckingham Palace hat London auch ein weltberühmtes Wahrzeichen auf Rädern: die nicht zu übersehenden Doppeldecker-Linienbusse der Marke Routemaster. Ihr markantestes Merkmal ist - außer der roten Lackierung - die offene "Hop-on/Hop-off"-Plattform am Heck.
Im Londoner Verkehrsgewühl mit ständigem Stop and Go bietet er den Fahrgästen einen gern genutzten Service: Wer nicht bis zur nächsten Haltestelle warten will, springt einfach auf oder ab. Wagenschaffner sorgen jahrzehntelang für den Fahrkartenverkauf und für Ordnung an Bord der Routemaster.
Leicht gebaut, leicht zu steuern
Ingenieur Colin Curtis, der in den 1950er Jahren den neuen Bustyp mitentwickelt hat, erinnert sich: "Beim Design des Routemasters hielten wir es für besser, wenn sich der Fahrer auf den Verkehr konzentrieren kann, statt sich Gedanken um die Fahrgäste zu machen."
Gebaut mit einer selbsttragenden Alu-Karosserie, bietet der 8,40 Meter lange Routemaster 64 Sitzplätze. Am 8. Februar 1956 nimmt er den Liniendienst in London auf. Die Fahrer sind begeistert, denn der mit Servolenkung und Bremskraftverstärker ausgerüstete Doppeldecker lässt sich bedeutend leichter steuern als seine Vorgänger.
Wegen Barrierefreiheit ausgemustert
Doch ausgerechnet die Besonderheiten - die Heck-Plattform und die Wagenschaffner - sorgen dafür, dass der rote Riese 2005 von wenigen Ausnahmen abgesehen ausgemustert wird. Verantwortlich sind die hohen Personalkosten sowie die nun von der EU geforderte Barrierefreiheit.
"Es wurde gesetzlich vorgeschrieben, dass jeder neue Bus behindertengerecht sein muss", erläutert Colin Curtis. "Da war der Routemaster mit seiner hohen Einstiegsplattform für Rollstuhlfahrer völlig ungeeignet." Doch dass ein Wahrzeichen ihrer Stadt einfach so abgewrackt werden soll, treibt viele Londoner seinerzeit auf die Barrikaden.
"Borismaster" ersetzt Routemaster
Ein aufstrebender Politiker, der Londoner Bürgermeister werden will, macht den Busstreit zum Wahlkampfthema. Als Boris Johnson, der spätere Premierminister, 2008 tatsächlich zum Lord Mayor von London gewählt wird, erteilt er umgehend den Auftrag, den geliebten Routemaster zurück auf die Straße zu bringen.
"Borisbus" oder "Borismaster" taufen die Londoner den 2012 erstmals eingesetzten modernen Doppeldecker. Mit drei niedrigen Einstiegen stellt er Rollstuhlfahrer und Hop-on/Hop-off-Nostalgiker gleichermaßen zufrieden. Da der Schaffner allerdings bald wieder eingespart wird, steigen seither besonders viele Fahrgäste vom Fahrer unbeobachtet hinten ein - ohne ihr Ticket zu bezahlen.
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